Donnerstag, 9. Juli 2015

Tertiäre und neutrale Naturelle nach Carl Huter


Carl Huter unterscheidet über 30 Naturelle.
Die wichtigsten sind wohl:
1. Die drei primären Naturelle
2. Die zwei polaren Naturelle
3. Die drei sekundären Naturelle
4. Die tertiären Naturelle
5. Die neutralen Naturelle
6. Das geniale Naturell
8. Das ideale Naturell
9. Das Verbrecher- Naturell
10. Das gemeine Naturell
11. Das raffinierte intrigante ( Mephisto-) Naturell
12. Das diktatorische Naturell
13. Das heilige Naturell

Wichtig sind dabei zunächst die ersten fünf Naturelle auf der Liste.
Selbige auch nur ansatzweise zu erkennen gibt schon ein gutes Rüstzeug.


Wir leben ja im Zeitalter des „Vierten Standes“, des Massenmenschen.
Tertiäre- und neutrale Naturelle, die wohl die meisten Protagonisten des Vierten Standes stellen, sind  recht weit verbreitet.
Anbei Texte Carl Huters zum tertiären und neutralen Naturell:

Die tertiären Naturelle.

"Beim tertiären Naturell treten geringe Differenzierungen in den inneren Systemanlagen auf als beim sekundären Naturell. Solche Menschen leiten daher gewöhnlich weniger als die primären und polaren Naturelle, weil sie größere Indifferenz, geringere Innenspannung und folglich auch eine geringere Leistungskraft in sich tragen. Zu den tertiären Naturellen zählt die größere Zahl der Durchschnittsmenschen. Die polaren und primären Naturell- Typen trifft man in manchen Völkern wenig an."

Die neutralen Naturelle.
"Die neutralen Naturelle sind noch weit mehr indifferent veranlagte Naturen als die tertiären. Sie sind in großen Massen vertreten bei sehr unentwickelten, niedrigen Rassen und bei sich im Verfall und Degeneration befindlichen alten Kulturvölkern. Es sind jene unfruchtbare charakterlose Menschen, die bei Massensuggestionen unüberlegt und gedankenlos automatisch mitmachen, ohne geistigen Wertanteil an der Sache selbst zu nehmen.
Der Regel nach sind sie allem Neuen, Guten und Wundervollen gegenüber erkenntnisunfähig und verneinend, die Erbfeinde aller Genies und Talente, Forscher und Erfinder. In der Hand verbrecherischer Tatmenschen und einseitig disharmonischer Naturelle aber eine leicht bestechliche und lenkbare Masse, um entweder alten Blödsinn zu festigen und zu verteidigen oder auch um neue Irrlehren zu begünstigen, je nachdem der Massenwind weht.
In Deutschland sind alle Typen gut vertreten, jedoch habe ich die polaren, also die harmonischen und disharmonischen sowie die tertiären Naturelle in weit größerer Menge angetroffen als die primären und sekundären. Die Ernährungsnaturelle fand ich in vielen Gegenden stark vertreten. Es gibt sehr viele harmonisch veranlagte Menschen in Deutschland, die gute Führer sind, aber dem gegenüber gibt es zu viele disharmonische Naturen, die zu Nörgelei, aktiven Widerstand und unberechtigter Kritik oder Querköpfigkeit neigen. Diese veranlassen denn auch leicht die Massen zu negativen Widerstand gegen alles Große, Neue, Schöne, und gegen den Fortschritt. Es ist aber wahrscheinlich, daß sich in Zukunft die primären und sekundären Naturelle mehren, und dann wird das deutsche Volk einer großen Zukunft entgegen gehen. Die Ausübung von Sport aller Art muß das gegenwärtige Geschlecht fördern, dann wird in Zukunft infolge von Vererbung und Gewohnheit ein neues tatenlustiges, alles Gute fördernde Neuvolk entstehen, in dem die Reibungsflächen, die heute noch sehr im Vordergrund liegen, verschwinden.“

Soweit Carl Huter. Der Text stammt aus dem Jahre 1907.
Leider scheinen mir die tertiären Naturelle seit einigen Jahrzehnten eher noch zuzunehmen. Die für Wissenschaft und Forschung wichtigen sekundären Bewegungs-Empfindungsnaturelle werden meiner Erfahrung nach immer seltener. Da hat mehrere, durchaus eruierbare Gründe, die ich an dieser Stelle nicht erörtern möchte.
Wenn ich mit meiner Beobachtung recht habe, sieht es aber für den Wissenschaftsstandort Deutschland in naher Zukunft eher düster aus.

Carl Huter hat zwar in seine Büchern Beispiele für die primären und sekundären Naturelle selbst zur Darstellung gebracht. Auf Beispiele für das tertiäre und neutrale Naturell aber leider verzichtet.
Für praktische Beispiele muss ich daher auf die Werke seiner Schüler verweisen.
Unter anderem:
Carl Huter die Naturellehre, mit Ergänzungen von Walter Alispach
http://www.svmk.ch/


Mittwoch, 24. Juni 2015

Tabelle. Übersicht: Bewegung, Ernährung, Empfindung

Untenstehend eine Tabelle in der ich einige Eigenschaften der Primärnaturelle nach Carl Huter aufliste.


Bewegung Ernährung Empfindung
Gesicht lang, hart, rund, breit fein, oval

knöchrig voll




Hauptmasse unterhalb der unterhalb der oberhalb der
des Augenlinie Augenlinie Augenlinie
Gesichtes


Gesichts- große Nase, fleischige Nase, leuchtende Augen
merkmale vortretendes breite Jochbeine, feingeschnittene Züge

Kinn, kurze Schädel,

starkes volle Lippen

Unterkiefer





Hals lang, muskulös kurz und dick dünn, mittellang




Körper Brustumfang Bauchumfang schlank

größer als größer als

Bauchumfang, Brustumfang

breite Brust


und Schulter




Bewegungsnaturell nach Carl Huter

Ernäherungsnaturell nach Carl Huter

Empfindungsnaturell nach Carl Huter

Sonntag, 14. Juni 2015

Bewegungsnaturell und Empfindungsnaturell. Text von Carl Huter aus seinem Werk: Menschenkenntnis.


„Eine ganz andere Menschenart beobachtete ich bei verschiedenen Bauern und Tagarbeitern des Dorfes, die einen langen, muskulösen, knochig starken Körper hatten, mit langem Hals und langem Gesicht. Diese waren meist fleißige, tatkräftige, nüchterne, aber rohe, ziemlich kaltherzige Naturen. Sie hatten mehr eine eiserne Gemütskälte, während die Ruh- und Ernährungsmenschen mehr eine gleichgültige Gemütskälte zeigten. Die Stirn dieser Tatmenschen war meist nur mäßig hoch, Füße, Hände, Finger Ohren und Nase waren groß und lang, das Haar meist hart oder struppig. Diese Leute standen gern morgens früh auf, gingen sehr gern weite Wege zu Fuß ins Feld, auch gingen sie Sonntags, wenn sie es nicht nötig hatten, oft weit in den Wald oder in ein Nachbardorf, oder sie spielten mit Vorliebe Kegelschieben, während die Ruhmenschen alle weiten Wege ungern gingen, lieber Karten spielten und Bier tranken. Ich nannte diese gehlustigen Menschen Bewegungsmenschen. Arbeit, Körperbewegung, war ihr liebstes. Sie waren selbstbewusst, im Streit untereinander gefährlich, leicht zur Tat übergehend mit Stockschlägen oder Messerstechereien. Bei jedem Dorffest kamen diese Art Menschen leicht hart aneinander. Waren viele harmonische Menschen anwesend, so brach kein Streit aus, trat ein disharmonischer dazwischen, dann kam alles in Wirrwarr, die Leidenschaften entflammten rasch, die tollste Schlägerei war das Ende. Die größte Gefühllosigkeit konnte man hierbei beobachten, worüber die Dicken lachend beiseite standen und nur aufpassten, dass sie keine Hiebe abkriegten. Die Harmonischen suchten in Ruhe dazwischen zu treten und Frieden zu stiften, was oft gelang. Die Disharmonischen hetzten und tollten dazwischen herum, wobei endlich noch eine andere Sorte Menschen tief ergriffen jammerte und weinte, hilfsbereit die Geschlagenen oder Gestochenen beiseite schaffte und sie pflegte und ihnen wohltat. Diese Sorte Menschen hatte immer denselben Kopf- Gesichts- und Körpertypus, es waren meist kleine, zarte, schlanke Männer, Mädchen oder oder Frauen mit dünnen. Zarten Hals, durchgeistigten Augen, feinen Gesichtszügen, Ohren, Lippen und Wangen, auch hatten sie fein und edel geformte Nasen, hohe edel gewölbte Stirnen. Diese Leute konnten sich bis zur Selbstaufopferung anderen, oft ganz fremden Menschen hilfreich hingeben. Es waren empfindsame Gefühlsmenschen, voller Mitleid, Liebe und Barmherzigkeit, die Engelsnaturen unter den oft in Trunkenheit zu Barbaren herabgesunkenen Tatmenschen."

Bewegungsnaturell nach Carl Huter

Empfindungsnaturell nach Carl Huter

Mittwoch, 3. Juni 2015

Das Ernährungsnaturell

 Carl Huter über seine Entdeckung des Ernährungsnaturells:
„Nicht weit von meines Vaters Hause wohnte eine kleine Bauersfamilie,  welche großen Hang zur Schäferei zeigte. Ich fand, dass diese Personen, die Söhne und Töchter, alle zur Korpulenz neigten. Sie hatten eine mittelhohe, breitrunde Stirn, ein breitbackiges volles Gesicht, einen dicken, vollen Hals, gedrungenen Körper und neigten zur Ruhe und Bequemlichkeit. Daher waren sie weniger rege Ackerbauern als gute Viehzüchter. Gänse, Schweine, Rinder, Schafe mästeten sie mit Vorliebe fett, und es war, als gelänge ihnen diese Fettmacherei leichter als anderen Viehzüchtern im Dorfe.
Die Leute wurden in der Tat durch Viehzucht und Mästerei allmählich wohlhabend. Sie lebten einfach in der Ernährung, aber sie aßen reichlich und oft. Mir schien es, als wenn sich von ihrem Ruh- und Ernäherungssinn eine Art segensreiche Übertragung auf ihre Schweine, Schafe, Kühe und Gänse nachweisen ließ. Mit diesen Tieren hantierten sie lieber als mit Pferden und Ziegen. Ich nannte diese Art Leute die Ruh- und Ernährungsnaturen. Auf dem Hof sah alles ziemlich gleichgültig aus, besondere Ordnung und Schönheit, wie es der weise Bartels liebte, war hier nicht zu finden. Auch schien mir der Begriff für Recht und Gewissen nicht so ausgeprägt zu sein, wie bei den harmonischen Menschen. Wenn Bartels Unrecht wahrnahm, sah man ihn kopfschütteln und ernstlich tadeln. Diese dicken Leute lachten aber kaltherzig bei solchen Gelegenheiten, dadurch bekam ich Abneigung gegen sie; es waren starke Egoisten. Glaubten sie, es greife jemand in ihre Rechte ein, der hatte auch einen Prozess am Halse, diesen wussten sie stets zu ihren Gunsten auszuschlachten. Mit den Rechten anderer nahmen sie es aber nicht so genau. Einer dieser Söhne wog in seinen mittleren Jahren weit über drei Zentner, er fühlte sich dabei bombenwohl, konnte sogar gut marschieren und unter Umständen auf Dorffesten ohne Beschwerden andauernd tanzen.

Ich folgerte hieraus, dass Menschen mit diesem Naturell trotz ihrer Korpulenz nichts krankhaftes
an sich haben, sondern dass die Entwicklung zu starker Körperfülle ihr angeborenes ganz natürliches Naturell sei.

Zum Unterschied von diesen starben andere Menschen, die nicht in diesem Naturell lagen, schon bei mäßiger Körperdicke nach wenigen Jahren. Die Ruh- und Ernäherungs- Naturelle wurden bei ihrer Beleibtheit alt, hatten nie Beschwerden und waren also gesund zu nennen. Dies führte mich zu der Annahme, dass diese Art dicker oder gerungener Menschen von denen zu unterscheiden ist, die Körperfülle und Gedrungenheit krank macht, weil es zu ihrem Naturell nicht gehört.“



Ernährungsnaturell nach Huter

Das Problem des wenig ausgeprägten Begriffs für Recht und Gewissen habe ich gerade bei Ernährungsnaturellen öfter erlebt als mir lieb ist.
Sogenannte Mystiker oder  Gurus liegen gerne im Ernährungsnaturell.  Die Intelligenz reicht oft nicht aus, um seriös zu denken und zu arbeiten, aber für Schwindel, Betrug, abstruse Produkte und Weltanschauungen, und der damit verbundenen rhetorischen Überzeugungsarbeit, samt entsprechenden Einnahmen, reicht der Verstand dann allemal.
Viele Stigmatisierte liegen im Ernährungsnaturell.  Einige von Ihnen sind als Schwindler innerkirchlich enttarnt worden, wovon kaum eine Wort in die Öffentlichkeit gelangte, im Gegenteil, sie werden und wurden heilig gesprochen !
Die berühmte Therese von Konnersreuth gehört dazu, mit einem ihrer Opfer aus dem innersten Kreis ihrer Anhänger habe ich persönlich noch gesprochen.
Die meisten Religionen und Weltanschauungssysteme werden von Priestern im Ernährungsnaturell mit oftmaliger Tendenz zur Disharmonie geführt, sie sind dort zumindest sehr zahlreich vertreten.

Natürlich gibt es auch andere Beispiele, es gibt hochwertige Ernährungsnaturelle. Ludwig Erhard gehörte zu ihnen, ihm allein ist das Wirtschaftswunder in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg zu verdanken.
Er war für die Deutsche Nation nach so vielen Fehlentwicklungen und auch Bosheiten ( nicht nur von innen)  ein ziemlicher Glücksfall. Ernährungsnaturelle mit der Tendenz zur Harmonie sind eine unglaubliche Bereicherung für die Gesellschaft.

Aber es gibt wie gesagt, auch noch die anderen… Vorzüglich Ernährung mit Disharmonie ist der Alptraum schlechthin. Karl Marx gehörte meiner Meinung nach dazu.
Ich muss an dieser Stelle allerdings auch zur Vorsicht mahnen. Urteile sind oft schnell gefällt.
Die Schulung des physiognomischen Blicks dauert für gewöhnlich Jahre. Aber es gilt im Zweifel auch das Jesus Wort: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
Ich kenne Leute die haben hart an sich gearbeitet, um ihr disharmonisches Erbe zu überwinden. Sie besitzen eine stark positive Lebenskraftabstrahlung ( Liebesenergie) von innen heraus.  So etwas kann sich mit guten Willen jeder erarbeiten, ganz gleich an welchem Ausgangspunkt er durch erbliche Belastung steht.  Auf die Strahlung von innen heraus muss man achten, nicht nur auf die Proportionen !
Wessen Blick noch nicht geschult ist,  der achte auf die Wirkung von Personen auf das Umfeld.
Karl Marx war und blieb zeitlebens ein Arschloch und hat auf allen Fotos meiner Meinung nach eine miese Strahlung. Selbige wird in ihrer Negativität nur noch von denen seiner gelehrigen Schüler Che Guevara, Mao und Lenin übertroffen.
Zum Thema Karl Mark ist das wohl beste Buch das ich bisher gelesen habe:
Leopold Schwarzschild: Der Rote Preusse, Stuttgart 1954.
Sie werden beim Lesen dieser Lektüre aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Aber auch die Bücher von  Konrad Löw zum Thema dürften für einige Überraschungen gut sein und sollten eigentlich ihrem Inhalt nach einem jeden bekannt sein. Sie sind Pflichtlektüre  für  einen jeden der noch Wert darauf legt die Realität als solche zu erfassen. Solche Leute soll es ja noch geben….
Zum Beispiel: Konrad Löw: Der Mythos Marx und seine Macher, München, 1996.
Eigentlich würde ich gerne noch mehr Beispiele für Disharmonie mit Ernährung ansprechen. Erspare es mir hier aber. Ich kann nur jeden warnen, passen sie auf, lassen sie sich nicht über den Tisch ziehen. Mancher hat einen äußerst guten Ruf,  mancher auch noch eine gigantische Anhängerschaft oder gar einen Professorentitel, verkauft Patentlösungen und Wundermittel für alles und jedes und ist doch nichts mehr als ein Scharlatan. Auf einen Papst soll der Ausspruch zurückgehen: Die Welt will betrogen sein, also sei sie betrogen. Vermutlich lag er, wie so viele Päpste, in einer Körperkonstitution mit erheblicher Breitenachse.

Doch zurück zum Thema:
Einige meiner Freunde liegen im Ernährungsnaturell, sie sind hochwertige, fein gesinnte Menschen, ihre ruhige Ausstrahlung tut mir einfach gut.
Eine meiner Großmütter lag im Ernährungsnaturell mit Tendenz zur Harmonie, sie hat mir ein reichliches Erbe hinterlassen , die Lust am Gartenbau maßgeblich gefördert, und sie hatte einen grünen Daumen, liebte die Natur. Das erste Weihnachtsgeschenk von ihr, an das ich mich als Kind erinnern kann, war ein Spielzeug- Bauernhof.  Dieses Geschenk zusammen mit ihrer Vorliebe für die Serie Daktari hat mich wohl nachhaltiger beeinflusst als mir manchmal bewusst ist.
Aber sie war auch irgendwie nicht ganz so herzlich, wie meine zweite Großmutter. Diese lag im Empfindungsnaturell mit Bewegung. Von ihr habe ich mir als Kleinkind die meisten Streicheleinheiten abgeholt. Sie war neben meiner Mutter aber auch die „ Intellektuelle“ in unserer Familie, las sehr viel, hatte Kräuterbücher, kurierte damit sich und andere.
Sie hat in ihrem Leben viele Kinder, vor allem Pflegekindern nach dem frühen Tod ihres Mannes, großgezogen, um alleinstehend ein Einkommen zu haben; hat sich nur wenig Ruhe gegönnt, was natürlich der Gesundheit nicht förderlich war. Dennoch ist sie, wie auch meine andere Großmutter sehr alt geworden. Die Heilkräuter haben ihr wohl geholfen.
Während ich meiner Großmutter im Ernährungsnaturell mit  Tendenz zur Harmonie die Lust und die Freude am Leben zu verdanken habe, lernte ich von meiner Großmutter im Empfindungs-/Bewegungsnaturell mehr über die Daseinsbewältigung durch bewusste Ernährung.
Ich war ein sehr schwächliches, appetitloses Kind,  das sie mit leckeren Haferbrei aufpäppelte und zu mehr Kräften und Appetit verhalf, während meine Mutter verzweifelte und sich nicht zu helfen wußte.
Ihr Leben lang trank meine Goßmutter Frasdorfer -Heilwasser. Eine Mystikerin im Chiemgau soll allein durch das Trinken dieses Wassers und  natürlich ihrer Unio  Mystika mit Gott gelebt haben. Meine Großmutter tat es ihr nach,  lebte wochenlang hauptsächlich von diesem Heilwasser, ist damit über 90 Jahre alt geworden. Das sind aber wohl Extreme zu denen ein Ernährungsnaturell eher nicht neigt. Auch Friedrich Schiller lag im  Empfindungs-/ Bewegungsnaturell, er und seine Frau waren sehr kinderlieb, die Kinder wurden entgegen den damaligen Gepflogenheiten und der eigenen biographischen Erfahrung sehr liebevoll erzogen.  Schiller fand ebenfalls kaum einen Ausgleich zwischen Schaffenskraft und Erholung. Das Arbeitspensum war gewaltig und seine medizinischen Selbsthilfeprogramme waren übrigens ähnlich rabiat, wie die meiner Großmutter.
Zum Thema Ernährungs- und Empfindungsnaturell gäbe es noch viel zu sagen, auch aus meinen eigenen Erfahrungen und Anschauungen im engsten Umkreis. Doch genug für heute.
Ich kann nur jedem empfehlen Huter zu lesen, sich umzuschauen, die Augen aufzumachen und selbst zu forschen, das macht Spaß und ist interessant. Mit der Zeit begreift man auch sich selbst und seine Umgebung viel besser. Es gibt kaum einen besseren weg zur Selbst- und Welterkenntnis als das physiognomische Forschen.

Die wichtigsten Merkmale des Ernährungsnaturells sind:

  • Gesicht rund breit, voll
  • mäßig hohe Stirn
  • kurzer Schädel
  • volle Lippen, fleischige Nase, breites Jochbein
  • kurzer dicker Hals
  • Kinn: fleischig gerundet oftmals Doppelkinn
  • Hauptmasse des Gesichts liegt unterhalb der Verbindungslinie zwischen Ohrloch und Nasenwurzel
  • gedrungene, volle mittelgroße Körper

Montag, 1. Juni 2015

Politisches: Hohe Abgabenquote, Steuertyrannei

Wir arbeiten in Deutschland fast nur noch für den Fiskus.
Vom OECD wird regelmäßig eine Statistik erstellt. Kaum jemand kennt sie.
Deutschland ist ein Hochsteuerland. Die Belastung der Arbeitnehmer mit Einkommensteuer und Sozialabgaben abzüglich der Transferleistungen liegt bei uns für kinderlose alleinstehende bei 50,2 %, bei verheirateten mit zwei Kindern bei  43,1 %. Dass das nicht so sein muss zeigen zum Beispiel die Schweiz , USA, Kanada etc.
Wer kann verlässt Deutschland. Der Sohn eines Freundes von mir ist vor kurzem wie so viele in die Schweiz gezogen, arbeitet in einem Land in dem sich das arbeiten noch lohnt. Seither geht es mit ihm finanziell aufwärts.
Die unten stehende Statistik  aus dem Jahre 2009 ist auch für jeden interessant der sich mit dem Gedanken an Auswanderung beschäftigt.
Die Zustände in Deutschland halte ich für bedenklich.
Wer hier bleiben will sollte endlich diese Politiker egal welcher Richtung abwählen.
Entnommen habe ich die Infos dem recht interessanten Buch von Petra Riechert, Frank Fabian: Die Steuer- Tyrannei, Wirtschaftsverlag Suhl,  2012, Seite 150.
Mit Marktwirtschaft oder gar sozialer Gerechtigkeit hat eine solch hohe Abgabenquote nichts mehr zu tun. Das ist Sozialismus und Staatsdirigismus fast in Reinkultur. Die Autoren Riechert und Fabian bringen  übrigens sehr schöne Beispiele für den fast zwangsläufig notwendigen Untergang solcher „ Kulturen“ mit derart hohen Abgaben.
Ob solche Einschätzungen allzu pessimistisch sind wird wohl die nahe Zukunft zeigen.
Bis dahin gilt:  rette sich wer kann.


Rang
kinderlos zwei Kinder
1 Belgien 55,20 47,40
2 Ungarn 53,40 44,70
3 Deutschland 50,90 43,10
4 Frankreich 49,20 44,00
5 Österreich 47,90 40,00
6 Italien 46,50 41,30
7 Schweden 43,20 39,00
8 Tschechien 41,90 33,90
9 Griechenland 41,50 40,70
10 Spanien 38,20 34,80
11 Niederlande 38,00 31,60
12 Norwegen 37,40 33,30
13 Portugal 37,20 32,50
14 OECD 36,40 31,50
15 Polen 34,00 30,30
16 Luxemburg 34,00 20,90
17 Großbritannien 32,50 28,20
18 Kanada 30,80 26,90
19 USA 29,40 24,20
20 Schweiz 29,30 23,00
21 Japan 29,20 25,90
22 Irland 28,60 19,80
23 Australien 26,70 22,20
24 Neuseeland 18,40 15,30
25 Mexiko 15,30 13,90

Sonntag, 17. Mai 2015

Carl Huters Entdeckung des Disharmonischen Naturells.



Nach der Schilderung des Harmonischen Naturells nun der Text zum Disharmonischen Naturell aus
Huter, Carl, Menschenkenntnis, Kalos Verlag 1992.
„Nicht weit von diesem weisen Bartels wohnte ein großer Ökonom. Dieser Mann hatte ein breites Gesicht, dicke aufgeworfene Lippen, einen kurzen gedrungenen Hals, einen mittelgroßen gedrungenen Körperbau, auch große Augen. Sein Blick war abstoßend,
Skizze des Disharmonischen Naturells nach Carl Huter
unharmonisch im Ausdruck; Stirn und Schädel waren nach den Ohren hin zu breit und nach oben hin zu niedrig. Dieser Mann war jähzornig und gewalttätig; er aß und trank reichlich; nie war rechte Harmonie auf dem Hofe; fast kein Tag verging, ohne das man nicht Streit und Schelterei von dorther hörte. Der Mann war in seinem ganzen Wesen das Gegenteil von den vorher geschilderten Weisen. Jener war sozusagen das weiche B, dieser das harte P. Er war eine disharmonische Natur in sich, und trotz seiner Frau, die in der harmonischen Natur lag, blieb sein Charakter unverändert. Doch leitete seine gute Frau im stillen alles zum besten, was der Herr und Besitzer an Plänkerei und Zerrissenheit stiftete.
Die Tat- Energie und auch der Egoismus dieses disharmonischen Menschen waren weit stärker als bei den weisen harmonischen Naturen. Darum war dieser disharmonische Mensch auch der Gemeindevorsteher, und er blieb es auch. Sein Egoismus duldete nicht, dass ein anderer Bauer sein Vorgesetzter wurde. Seine Tatkraft gab ihm den Trieb, neben reichlicher landwirtschaftlicher Tätigkeit noch den Gemeindevorstandspflichten einigermassen nachzukommen.
Durch seinen persönlichen Einfluss mochte ihn niemand gern, alle aber hatten eine gewisse Furcht vor ihm. Niemand im Dorfe wagte, einen anderen, etwa den weisen Bartels, zum Ortsvorsteher vorzuschlagen, obwohl es oft laut und heimlich gewünscht wurde. Alle Menschen die ein Wesen hatten wie dieser Disharmonische, hatten auch ähnliche Augen, Hälse , Gesichter, Körper, Nasen, Mäuler, Köpfe und Ohren. Sah ich solche Menschen, so erriet ich auch schon das Wesen aus seiner Gestalt.
Ich dachte damals schon viel darüber nach, weshalb die Weisen beiseite stehen und die Disharmonischen sie nie zur Geltung kommen ließen und dachte oft, dass die Harmonischen doch zu Gemeindevorstehern besser passen würden als die Disharmonischen.
Als später in einem Nachbardorfe ein harmonischer Mensch zum Ortsvorsteher gewählt wurde, kehrte in diesem Ort Friede und Eintracht ein, wo vorhin Zerrissenheit geherrscht hatte, und in meinem Heimatdorfe war nie so recht Einklang und Harmonie unter die Leute zu bringen, solange der disharmonische Bauer das Dorf beherrschte.
Allgemeines gegenseitiges Misstrauen griff Platz und vertrieb das frühere gute Vertrauen, das unter dem Vorgänger, einer harmonischen Natur, gewaltet hatte. Es war, als wenn magische Kräfte von dem harmonischen und von den disharmonischen Naturen ausgingen, denn immer und immer erlebte ich diese verschiedenen Einflüsse bei diesen verschiedenen Naturen.“

Goethe lag im harmonischen Naturell, ebenso der Herzog von Weimar Carl August, dies ist mit ein Grund für die Entstehung der deutschen Klassik.
Einer meiner ersten Chefs war disharmonisch, er sah genauso aus wie die Skizze aus dem Buch von Carl Huter, führte sich auch so auf wie von Huter geschildert, und hieß auch noch treffend Teufel.
Ein späterer Chef von mir lag ebenfalls im disharmonischen Naturell, er kämpfte aber gegen seine Veranlagung an. Dass ein Disharmoniker gegen seine Veranlagung kämpft ist eher selten und das macht ihn mir sehr sympathisch. Insgesamt beherrschen aber meiner Meinung nach viel zu viele disharmonische Naturelle Politik und Medien. Dies ist ein großes Problem.

Gesichter im Harmonischen Naturell liegen im Goldenen Schnitt

Samstag, 16. Mai 2015

Das Harmonische Naturell nach Carl Huter


Der Arzt und Physiognomiker Otto Julius Quehl hat Carl Huter als „ethischen Großhirnmenschen“ und „Geistmenschentypus“ bezeichnet.
In der Tat ist das Oberhaupt von Carl Huter und damit sein Großhirn ungewöhnlich ausgeprägt.
Und so erklärt sich seine enorme Intelligenz, die es ihm ermöglichte bereits während seiner Kindheit in Heine die Naturell- Typen zu entdecken.
Dies beschrieb er später so:
„In der Nähe des väterlichen Hauses meines Heimatdorfes wohnten verschiedene Nachbarn, einer davon, ein braver Landwirt, hieß allgemein im Dorfe der weise Bartels. Dieser Mann war in der Bibel und in der Geschichte gut beschlagen und ein wirklich weiser, vorausberechnender Mann, er war friedfertig, erteilte gerne jedermann guten Rat und war grundrechtschaffen. Alles war in seinem Kreise harmonisch und niemals hörte man Streit, Unregelmäßigkeiten oder Unangenehmes auf seinem Hofe. Dieser Mann fiel mir auf wegen seiner grossen, weitgewölbten Augen und hohen Stirne, schönen, langen, dabei vollen Kopf-, Gesichts- und Körperformen. Wo ich so ähnliche Menschen wiedersah, fand ich ähnliche Charakterzüge wieder. Dies führte mich zu der Überzeugung, dass solche Menschen Harmonie- Naturen seien, die, da sie die Harmonie in sich tragen, Harmonie um sich verbreiten. Besondere Tatmenschen waren aber solche Harmoniemenschen nicht, sie waren auch nicht sehr empfindlich und erregbar, sondern sie vermochten in allen Lagen eine gewisse Ruhe zu bewahren. Auch fehlte diesen Menschen die Neigung zu ausfallender Sinnenlust, zu Trunk, Spiel und übermässigem Essen. Es waren die geborenen Philosophen und Leiter von Betrieben in Haus, Hof, Werkstatt und Fabrik.“

das Harmonische Naturell nach Carl Huter
Carl Huter  1907

Freitag, 15. Mai 2015

Die Naturell- Lehre Carl Huters.



Die Naturell- Lehre Carl Huters ist seine hauptsächlichste und wichtigste Entdeckung.
Huter unterscheidet grob:
1. das Harmonische Naturell
2. das Disharmonische Naturell
3. das Bewegungsnaturell
4. das Ernährungsnaturell
5. das Empfindungsnaturell
weiter die Mischtypen:
6. Bewegung - Ernährung
7. Bewegung - Empfindung
8. Ernährung - Empfindung
9. das Ideale Naturell
10. das Verbrechernaturell


Skizze aus Carl Huter, Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis
 

Freitag, 1. Mai 2015

Zeus von Otricoli. Objekt der Anbetung bei Goethe.


Juno Ludovisi, Goethes "erste Liebschaft" in Rom, für  ihn "wie ein Gesang Homers", lag im Harmonischen Naturell Carl Huters


Die Statue des Zeus von Otricoli ist ein der bekanntesten und schönsten Gebilde der Antike.
Goethe hatte sich bei seinem Aufenthalt in Rom eine Kopie selbiger besorgt.
Aus Rom schreibt er im Dezember 1786: „Ich habe mich nicht enthalten können, den kolossalen Kopf des Jupiters anzuschaffen. Er steht meinem Bette gegenüber, wohl beleuchtet, damit ich sogleich meine Morgenandacht an ihn richten kann.“
Für ihn ist die Büste ein Objekt „ was die Tiefen der Natur näher aufschließt".

Für den Carl Huter Schüler Amandus Kupfer drücken sich im Bild der Statue des Zeus von Otricoli
die fünf klassischen Göttertugenden: Kraft, Macht, Weisheit, Gerechtigkeit und Treue aus
Die Büste zeigt einen Menschen im vollendeten Harmonischen Naturell.
„Damit war der damaligen Zeit ein, im Grunde zeitloses Vorbild an moralischer Größe und physischer und geistiger Stärke gegeben.“
Amandus Kupfer: Grundlagen der Menschenkenntnis, Die Formkraft der Psyche., Band 1, 1989, Arlesheim, Seite 248.
( inzwischen neu verlegt bei: http://verlag-weisses-licht.eu)

Ich denke einen nicht unerheblichen Anteil an der unvergleichlichen Erfolgsgeschichte des alten Griechenland hatte die Pflege der Physiognomie in dieser Kultur. Bildhauer waren geniale Physiognomen, die Bilder edler, tugendhafter Menschen wie eben den Zeus von Otricoli zur Darstellung brachten.
Winkelmann weist darauf hin, dass Bildhauer hochgeschätzt waren, so hoch geschätzt, dass gerne wichtige Ämter und Funktionen in der Verwaltung und Politik mit ihnen besetzt wurden.
Die natürliche physiognomische Begabung der Bildhauer wird wohl oftmals verhindert haben, dass sie sich mit weniger geeigneten Mitarbeitern und Helfern umgaben.
Sehen sie sich nur das Bild des bedeuteten abendländischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen ( 1770- 1844) an, er liegt nach Carl Huter im Harmonischen Naturell, mit Genialität, wäre also auch ein sehr guter Staatsmann gewesen.
Als Künstler hat er immerhin das Goldene Zeitalter Dänemarks mitbegründet. Eine Zeit der wir heute gerade auch in Dänemark nur noch nachtrauern können.

Mittwoch, 29. April 2015

Aristoteles über die Physiognomik.


"Das Seelenleben ist abhängig vom Körper und besteht nicht für sich allein. Das wird ganz klar in Fällen des Rausches und der Ohnmacht. Das Seelenleben steht in vielfältiger Beziehung mit dem, was im Körper geschieht. Umgekehrt wird auch der Körper durch das Seelenleben beeinflusst, das wird offenbar bei Liebe und Furcht, Lust und Unlust.
Ferner kann man noch mehr aus der ganzen natürlichen Veranlagung der Wesen ersehen, dass Körper und Seele eng miteinander verbunden sind und in Wechselwirkung miteinander stehen.
Körper und Seele bilden eine solche Einheit, dass sie sich gegenseitig Erregungs- und Formbildungsursache sind.
Es hat noch nie ein Lebewesen gegeben, das das Aussehen des einen, aber den Geist und Charakter eines anderen gehabt hätte. Es hat jedes Lebewesen seinen eigenen Körper und die mit diesem korrespondierende Charakteristik. Ein bestimmter Körper entspricht einer bestimmten Seele.
Deshalb können Sachverständige auch von der Physiognomie anderer Wesen auf deren Charakter schließen, Pferdekenner können über Pferde urteilen, Jäger über Hunde.
Wenn dies aber richtig ist, und es ist immer richtig, so muß es die Möglichkeit einer Wissenschaft der Physiognomik geben."

Aus Aristoteles: Physiognomik, Der Zusammenhang zwischen Körper und Seele und der Ausdruck der Seele durch den Körper, Carl-Huter-Verlag, Zürich 2006
Übersetzung von Fritz Aerni in Anlehnung an Max Schneidewin.

Jeder der sich mit Tierzucht beschäftigt achtet automatisch auf die Form des Körpers.
Eigentlich ist es eine Binsenweisheit, dass sich die Seele und der Geist im Körper spiegeln. Jeder große Maler wie Raphael, Leonardo da Vinci etc. ist automatisch auch ein guter Beobachter und Physiognomiker. Bei den alten Griechen hatten vor allem die Bildhauer die Kunst der Physiognomie hoch entwickelt.

Samstag, 18. April 2015

Apollo von Belvedere und das Ideal der antiken Schönheit. Texte von Goethe, Johann Joachim Winkelmann, Johann Caspar Lavater und Carl Huter.



Apollo von Belvedere, Skizze aus Lavaters Physiognomische Fragmente
Goethe hatte die Büste des Apollo von Belvedere in seinem Treppenhaus.
Er schreibt, dass sein Anblick ihn aus der Wirklichkeit herausgerückt habe.
Die Werke der Antike verkörperten für ihn Vollkommenheit, Harmonie und Humanität.
Überhaupt war die Betrachtung antiker Kunstwerke für den Augenmenschen Goethe der Weg zur Welterkenntnis.
1771 sah Goethe zum ersten mal eine Kopie des Apollo in Mannheim, Er meinte dazu:
„Mein ganzes ich ist erschüttert, das können Sie denken, Mann und es fibrirt noch viel zu sehr, als daß meine Feder stet zeichnen könnte. Apollo von Belvedere, warum zeigst du dich uns in deiner Nacktheit, dass wir uns der unsrigen schämen müssen?“

Natürlich steht die Begeisterung Goethes in der Nachfolge Winckelmanns, der dazu schrieb:

„Die Statue des Apollo ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums, welche der Zerstörung entgangen sind. Der Künstler derselben hat dieses Werk gänzlich auf das Ideal gebaut, und er hat nur eben so viel von der Materie dazu genommen, als nötig war, seine Absicht auszuführen und sichtbar zu machen. Dieser Apollo übertrifft alle andere Bilder desselben so weit als der Apollo des Homerus den, welchen die folgenden Dichter malen. Über die Menschheit erhaben ist sein Gewächs, und sein Stand zeugt von der ihn erfüllenden Größe. Ein ewiger Frühling, wie in dem glücklichen Elysien, bekleidet die reizende Männlichkeit vollkommener Jahre mit gefälliger Jugend und spielt mit sanften Zärtlichkeiten auf dem stolzen Gebäude seiner Glieder. Gehe mit deinem Geiste in das Reich unkörperlicher Schönheiten und versuche, ein Schöpfer einer himmlischen Natur zu werden, um den Geist mit Schönheiten, die sich über die Natur erheben, zu erfüllen; denn hier ist nichts Sterbliches, noch was die menschliche Dürftigkeit erfordert. Keine Adern noch Sehnen erhitzen und regen diesen Körper, sondern ein himmlischer Geist, der sich wie ein sanfter Strom ergossen, hat gleichsam die ganze Umschreibung dieser Figur erfüllt. Ich vergesse alles andere über dem Anblicke dieses Wunderwerks der Kunst, und ich nehme selbst einen erhabenen Stand an, um mit Würdigkeit anzuschauen.“
Apollo aus Lavaters Physiognomische Fragmente

Lavater:
„Ich habe diesen Kopf des Apollo zweimal nach dem Schatten und hernach vermittelst
des Storchschnabels ins Kleine gezeichnet, und ich glaube dadurch etwas zur Bestätigung
des Winkelmannischen Gefühls beitragen zu können. Man kann sich wirklich an diesem bloßen
Umrisse kaum satt sehen. — Man will was darüber sagen, zittert — und was man sagt, ist unerträglich. Aus allem diesem verworrenen Gedränge kann indessen dieses heraus gehoben werden:
Die Erhabenheit beruht auf der Stirne, auf dem Verhältnis der Stirne zum ganzen Gesicht, auf der Schiefheit der Stirne gegen den Unterteil des Gesichts betrachtet, auf dem Fortgange der Stirn in die Nase, auf dem nicht harten und nicht weichlichen Kinn, das sich so männlich von der Spitze der Nase bis zum Anfang der Oberlippe! Und wie viel edler macht dieser geringe Unterschied den oberen Kopf, als den unteren! Wie wenig beträgts, daß die Oberlippe
und Unterlippe des oberen inwendig runder ist, als des unteren — und dennoch wie viel redender ist bloß durch diesen gering scheinenden Unterschied der obere als der untere? Wie viel platter, fader ist bloß durch diese kleine Verschiedenheit der Mund des unteren, als des oberen! —
Wer dies nicht sieht, dem kann ich nicht helfen! Wessen Geist, nach öfterer
Betrachtung der besten Antiken, nicht in Entzückung gerät; wer nicht in dem Sichtbaren derselben unsichtbare Vollkommenheit fühlt, der lege die Feder weg; ihm hilft die Antike
nicht. Und wer den Unterschied dieses Kopfes gegen andere nicht sieht; in diesem Unterschied keinen Unterschied des Charakters fühlt, der lege mein Buch weg! Meine Erklärung hilft
ihm nichts.“


Carl Huter:
„In Apollo verehrten die alten Griechen den Gott der Schönheit und der schönen Künste.
Inder Tat kann man sichkaum eine höhere Schönheit, als sie im Apollo verkörpert ist, denken.
Edel, ideal schön, froh und heiter, glücklich und gesund schaut diese Göttergestalt in die schöne Welt, um Schönes zu schaffen und Glück zu verbreiten, um die Menschen zu erheben durch eine ideale hoheitsvolle, göttliche Kunst.
Die Göttergestalt des Apollo ist heute noch der Grundpfeiler der idealen Kunst.
Ohne diese ideale Kunst ist das menschliche Gemüt nicht zu erheben zu jenen, alle Naturwahrheit übertreffenden Schönheiten und beseligenden Empfindungen, deren die menschliche Seele bedarf, soll sie nicht Gefahr gehen, zu Versimpeln oder in hartem, oft häßlichem Daseinskampf zu verrohen und ins Niedrige zurück zu versinken.“

Lavater hat sicherlich recht, wenn er auf die Beachtung der Stirn und Nasenbildung wert legt.
Insgesamt liegt der Apollo von Belvedere nach den Erkenntnissen von Carl Huter wohl im Bewegungsnaturell mit starker Tendenz zur Harmonie.
Die alten Griechen entwarfen damit zurecht ein Idealbild von Männlichkeit das meilenweit entfernt liegt von dem heutigen Modejournalschönheiten mit ihren eher niedrigen Stirnen und oftmals über starken Unterkiefer.

Samstag, 4. April 2015

Der Kopfbau als Ausdruck der Geistigkeit bei Swedenborg, Lavater, Goethe und Carl Huter.


Für seine physiognomischen Forschungen fand der gläubige Christ Johannes Caspar Lavater unter anderem Anregung und Stütze bei Emanuel Swedenborg.
So schreibt Swedenborg in seinem Werk: De cultu et amore Dei 1745 über den menschlichen Schädel:
Hier ist daher das oberste Gewölbe unseres Körpers, gleichsam der Olymp oder Himmel, denn von dort wird wie vom Zentrum oder vom Innersten und Höchsten her das Übrige peripherisch und unterhalb erschaut.“
Ein guter Schädelbau verweist letztlich, physiognomisch betrachtet, auf eine gute religiöse Auffassungsgabe.

Goethe schreibt in einem Beitrag zu Lavaters Physiognomischen Fragmenten:
Wie unser Schädel sich wölbet, gleich dem Himmel über uns, damit das reine Bild der ewigen Sphären darin kreisen könne...“
Zu Homers Schädel ergänzt Goethe:
„Dies ist der Schädel indem die ungeheuren Götter und Helden soviel Raum haben wie im weiten Himmel und auf der grenzenlosen Erde. Dies ist der Olymp, den diese rein erhabene Nase wie ein anderer Atlas trägt und über das Ganze Gesicht solche Festigkeit, solch eine sichere Ruhe verbreitet.“
Tatsächlich ist es so, dass ein geistiger Zusammenhang zwischen Intelligenz und Nasenform durchaus besteht und auch der Bau der Hirnschale ist nicht uninteressant.
Huter schreibt dazu: „daß Menschen mit glattem, niedrigem oder verkümmerten Oberhaupt als religiöse Idioten zu betrachten sind, mit denen über die letzten Dinge nicht zu reden ist, weil ihnen die Hirnorgane dafür fehlen und sie daher jeder Einsicht und jedem tieferen Verständnis unzugänglich bleiben.“
Und weiter: „Solche religiöse Idioten gibt es sehr zahlreich unter den berühmten Wissenschaftlern unserer Zeit, die das Volk zum Unglauben führen.“
Johann Caspar Lavater, Büste im Besitz Goethes

Sonntag, 29. März 2015

Johann Wolfgang von Goethe, Carl Huter und ihre Sicht auf Jesus Christus.


Goethe hat sich für einen der wenigen, echten Christen gehalten. Er lehnt die protestantische Rechtfertigungslehre allein durch den Glauben ab, ebenso den scheinheiligen Katholizismus.
Alles, außer ein Christentum der Tat, ist für ihn ein Scheinglaube. In der Nachfolge Swedenborgs ist allein die Nutzwirkung, das aktive Tun des Guten, als heilsfördernd zu betrachten.
Nur durch die gute, edle Tat wird man zu einem guten, edlen und idealen Menschen.
Den Wiederauferstehungsglauben lehnt Goethe ebenso ab, wie die Jungfrauengeburt und manchen andere Dogmen.
Carl Huter dachte ähnlich. Jesus Christus ist einmalig, nicht weil er von den Toten auferstanden wäre etc., sondern weil er als erster vorbehaltlos einen Gott der Liebe predigte.
Die Schulung der Empfindungsfähigkeit ist also für ihn die Haupttriebfeder der geistigen Entwicklung.
Huter vergisst dabei nicht das negative am Christentum unbeschönigt darzustellen.
Die Morallehre Jesu geht teilweise ins Überzogene, ins Krankhafte, zum Beispiel wenn er verlangt dass man seine Feinde lieben solle, auch noch „die linke Wange hinhalten solle“.
Ein nach diesen Normen gelebtes Christentum wäre nie lebensfähig gewesen.
Auch weicht Jesus selber öfter von seiner Lehre der Liebe in unerfreulicher Weise ab, zum Beispiel wenn er andere als „Ottern und Natterngezücht“ beschimpft.
Das Christentum hat für Huter und Goethe Humanität und Menschlichkeit gefördert.
Auf ihre positiven Aspekte sollte man sich besinnen und den Unsinn vermeiden.
Gewissen ist etwas Gewordenes und keine Selbstverständlichkeit, nur die Pflege der Liebesfähigkeit entwickelt das Gewissen. Alle Religionen und Weltanschauungen sollten wir daher am Maßstab der tätigen Nächstenliebe und der sozialen Fähigkeiten messen. Wie gehen Männer mit Frauen um? Wie weit reicht unsere Fähigkeit zur Tierliebe, zur Achtung vor allem Leben?
Siehe hierzu auch:
Buggel, Franz, Denn sie wissen nicht was sie glauben. Oder Warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann, Hamburg1997.
Wobei hierzu natürlich anzumerken ist dass meiner Meinung nach das Christentum allen anderen Religionen was Güte und Menschlichkeit betrifft weit überlegen ist. Und wer keine Religion mehr hat verfällt leicht den Dämonen. Unglaube hinterlässt ein Vakuum das allzu gerne von negativen Energien gefüllt wird. Die Entwicklung der westlichen Welt, spätestens nach dem 2. Weltkrieg, in ihrer Dekadenz und ihrem weitestgehenden Werteverlust ist dafür ein einprägsames Beispiel. Nietzsche hat in seinen lichten Augenblicken versucht davor zu warnen. Siehe dazu: Rohrmoser, Günther, Nietzsche als Diagnostiker der Gegenwart, München 2000
Jesus Christus wie er in der Realität ausgesehen haben soll

Nun die physiognomische Beurteilung von Jesus durch Carl Huter:
„Jesus wie er in Wirklichkeit ausgesehen haben soll.
Dieses Bild ist in Stein geschnitzt aufgefunden worden und alles spricht dafür, daß es ein echtes Porträt von dem Verkünder der Religion der Liebe ist.
Das Schönste an dem Bild ist das wunderbar wohlgerundete Oberhaupt, hier liegt die Hauptkraft. Jesus war ein Gottmensch, der sich am unmittelbarsten an die Gottheit anschloss durch die Auffassung, daß Gott unser Vater sei.
Betrachten wir weiter, wie die höchste Kindlichkeit und Naivität aus seiner verhältnismäßig weniger kraftvollen, aber doch klassischen Stirn mit einer feinen, empfindenden, klassischen Nase und dem ebenso naiven Auge und Mund spricht, so lernen wir begreifen, dass Jesus durch seine eigene innere und äußeres Veranlagung gar nicht anders konnte, als zu der Anschauung gelangen, daß er und alles Menschen Gotteskinder seien.
Das gewaltige, große, sprechende, schöne Auge, diese unmittelbare Seelenreinheit und Gottesergebenheit, diese Nüchternheit und Entsagung, die aus der Mundpartie spricht, ist etwas Heiliges, etwas so seltenes Weltfremdes, daß Jesus als außergewöhnlicher Mensch angesehen werden musste, der von den meisten verkannt und unverstanden blieb, der aber der Welt ein Licht angezündet hat, das unvergänglich ist.
Jesus war der bedeutendste Geistesmensch, den die Welt gesehen hat, nicht in der Erkenntnis der Natur, sondern in der Erkenntnis des göttlichen Geistes und der Tugenden, die die Menschen edel und glücklich machen und sie zu würdigen Gotteskindern emporbilden.
In aller Weisheit der Welt bildet die Jesus-Lehre den lichtesten Punkt; sie ist die glücklichste Lebenslösung, und auf dieser Lehre in Verbindung mit der Naturwissenschaft baue ich die Kallisophie, die harmonische Fortentwicklung von Religion und Wissenschaft auf."

Montag, 23. März 2015

Religion und Gebet bei Goethe, Carl Huter und Swedenborg.


Betender Jüngling aus Goethes Stadthaus
Viele Menschen haben den Glauben an eine geistige Welt verloren. Das liegt unter anderem an den vertreten der Religionen, den Pfaffen, Priestern und Gurus aller Arten und Sparten von Religionen, Sekten und Weltanschauungen.
Jeffrey M. Masson, dessen recht empfehlenswertes, kritisches Buch über die Psychotherapie gerade lese hat auch einiges über seine Erfahrungen mit Gurus geschrieben. Er fand keine echten Gurus. In seiner Kindheit wurde er unter anderem mit dem Guru seines Vaters- natürlich ein Schwindler -Paul Brunton konfrontiert.. usw. Insgesamt sind die Werke von Masson sehr lesenswert.
Ebenfalls lesenswert was die fragwürdigen Einflüsse gewisser Medien und von Jenseitskundgaben betrifft sind:
Carl Wickland: Dreißig Jahre unter Toten, und
Joe Fisher: The Siren Call of Hungry Ghosts.
Huter schreibt dass seiner Meinung nach das bisherige Gottesbild Menschenwerk und Wahngebilde beschränkter Denkkräfte ist.
(siehe: Carl Huter: Individuum und Universum,Verlag für Carl Huters Werke, Schwaig bei Nürnberg, 1962, Seite 90)
Mit solchen Gedanken macht man sich natürlich bei Gläubigen wenig beliebt.
Auf die Sicht Carl Huters auf Jesus komme ich bei Gelegenheit zu sprechen.
Vorerst empfehle ich das Buch von Robert James Lees: Reise in die Unsterblichkeit.
Seine Biographie ist recht interessant, ich halte ihn für einen aufrichtigen Jenseitsforscher. Man sieht es auch seinem Foto an dass er -physiognomisch betrachtet- kein Schwindler oder Geisteskranker ist. Meine ich.
Zumindest ist seine Ethik frei von religiösen und moralischen Absurditäten und daher lebensförderlich.
Weiter empfehlenswert sind die Werke von Swedenborg. Allen voran: Himmel und Hölle.
Man mag über Swedenborg denken was man will, seine Ethik ist besser als das was die Kirchen lehren. Swedenborg hat deshalb auch Goethe nachhaltig beeinflusst.
Siehe dazu Gerhard Gollwitzer: Die Geisterwelt ist nicht verschlossen. Swedenborgs Schau in Goethes Faust.
(Werke von Swedenborg gibt es unter:http://www.swedenborg.ch/)
Was den Unterschied eines Christentums im Sinne Swedenborgs und Goethes zum landläufigen Christentum ausmacht hoffe ich an anderer Stelle erläutern zu können.

Es gibt ein sog. Jenseits und wir können es auch wissenschaftlich erforschen. Carl Huter hat dazu Hinweise in seiner Biographie gegeben.
Nicht zuletzt Carl Huters Naturell Lehre belegt meiner Meinung nach eindeutig die Vorherrschaft eines geistigen Prinzips in der Materie.
Als Einführung in Carl Huters naturwissenschaftliches Denken empfehle ich: Die Naturell Lehre, in der erweiterten Ausgabe von Walter Alispach. Siehe:
http://www.svmk.ch/unter Bücher. Das Buch kostet zur Zeit 10,50 Euro.

Abschließend noch ein paar Zitate von Carl Huter zum Thema Religion, Gebet und Unsterblichkeit der Seele.

„Wenn eine alte Religionsform für den aufgeklärten, wissenschaftlichen Menschen nicht mehr befriedigend wirkt, so schaffe er sich eine bessere persönliche Religion oder schließe sich einer neuen, befriedigenden Religionsgemeinschaft an. Unter Religion verstehe ich den freien, selbst gewonnenen inneren Glauben an das höchste Ideal, denn Theologie, Kirche, und Religion sind drei verschiedene Begriffe.“
Carl Huter, Das Empfindungsvermögen der Materie, Zürich, 2003,Seite 30

„Pflege mit den Deinen das Gebet. Zieh dich in die Stille zurück, wo du kannst, wenn du beten willst. Bete nicht zu den alten Götzen und Göttern, bete zu den neuen, wahren Gottwesen, zu den Engeln, zu deinen Führ- und Schutzgeistern. Bete für deine Gattin (deinen Gatten), für deine Kinder, für die, die deiner Liebe und Fürsorge würdig sind.
Das Gebet ist liebende Gedankenkraft. Es hat Wirkung auf dich selbst, denn du stärkst damit deine Lebensenergie, das Gebet bildet die Helioda (Empfindungsenergie) aus. Du beseelst damit die dich umgebende Materie. Denn was du in Liebe darauf ausstrahlst, strahlt sie dankbar dir zurück.“
Du beglückst und stärkst mit dem Gebet deine Lieben, die dich umgeben und auch die Abgeschiedenen, und erfreust damit die gute Geisterwelt, die Heiligen, die Engel und die Gottwesen im Jenseits.
Fürchte den Tod nicht, denn du lebst weiter. Der Tod ist nur ein Scheiden aus dieser körperlichen Hülle und von dieser irdischen Welt. Hast du gerecht und heilig gelebt, hast du viel Gutes getan, so kannst du dem Tode ins Angesicht schauen. Die Vorsehung lässt nichts von dir umkommen oder untergehen. Deine guten Gedanken und Werke wirken weiter, deine reine Gesinnung nimmst du mit, und sie führt die in die Kreise des Jenseits, die sich deiner Liebe annehmen werden. Darum fürchte Hölle, Tod und Teufel nicht. Die gütige Natur und die Empfindungsätherenergie tragen dich, wo du auch seiest im Leben und im Tode, im Diesseits und im Jenseits dahin, wo du hinwünschest und so, wie du es dir durch dein Streben und Tun verdient hast, und da wird ein jeder nach seiner Gabe und nach seinem Verdienst gerecht geführt.“
Carl Huter: Die neue Weltanschauung und die Goldenen Lebensregeln, 1962,Seite 46 und 47

Sonntag, 22. März 2015

„Zum Sehen geboren zum Schauen bestellt“. Wahrheitsfindung und Sinnlichkeit nach Carl Huter.


Unten ein Text Carl Huters über die Voraussetzungen echten wissenschaftlichen Arbeitens und Erkennens und psychischer Gesundheit. Der Text ist so aktuell wie eh und je.

„Der Weg der Wahrheitserkenntnis ist vorgezeichnet, er setzt Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Sinne und des Zentralnervensystems sowie ein anschauliche Naturlehre sowie eigene sinnliche Naturerfahrung voraus.
Wo dieses gerade systematisch abgestumpft wird, etwas wie es mittelalterliche Asketen übten, da entwickeln sich die realitätsfremdesten, naturwidrigsten, verrücktesten Ideen, woraus sich unglückliche gesundheitliche und soziale Verhältnisse ergeben. Werden derartig naturfern produzierte Ideen zu Dogmen erhoben, die wiederum geglaubt werden müssen, die als die Wahrheit diktiert werden, so sind das andauernde Suggestionen, die den gesunden Fortschritt in der Wahrheitserkenntnis hindern.
Solche Fehlleistungen und Abstumpfungen der gesunden Sinnlichkeit werden in Erziehung und Schule bis auf den heutigen Tag massenhaft praktiziert. Weltfremde Suggestionen, herrschende jedoch irrige Lehrmeinungen und ideologische Naturwidrigkeiten entfernen bereits die Kinder und Jugendlichen von natürlichen Wahrnehmen, eigenem Fühlen und Empfinden und eigenem Denken.
Hieraus erklärt sich das scheinbare psychologische Rätsel, dass die frömmsten, am meisten an die Religion gebundenen Menschen oft die grausamsten sind oder dass von scheinbaren, also nicht wirklichen „wissenschaftlichen Ideen“, die sie als Erkenntnis sich einsuggeriert haben, gefangen genommene Menschen gegenüber wirklicher Wahrheitserkenntnis scharf intolerant, eventuell auch ähnlich grausam sind.
Die Geschichte der Wissenschaft ist angereichert von Menschen, die mit ihren eigenen Wahrnehmen und Denken zu neuen Erkenntnissen gelangten, jedoch gerade deswegen einen Märtyerweg gehen mussten, weil sie sich den jeweils herrschenden Meinungen nicht beugten.
Hieraus erklärt sich auch, das viele scheinbar gebildete Menschen total verzogen und verbildet sind, so dass sie, sind sie einflussreich geworden, keine Vorbildfunktion wahrnehmen, sondern mit allen Narrheiten und Dummheiten protzen,. Das Volk äfft dann die toanangebenden Verbildeten nach. Wenn diese erkennen, dass sich im Volk ihre eigene Verbildung spiegelt, ist es meist schon zu spät.
Der Mangel an gesunder Sinnlichkeit und natürlicher Weltanschauung in Verbindung mit einem Überfluss an naturwidrigen, erzwungenen Suggestionen zeitigt die unbefriedigendsten und unglücklichsten Zustände. Es ist die Ursache, weshalb die Menschen bisher das goldene Zeitalter vergeblich suchten.“
Fritz Aerni: Carl Huter, Leben und Werk, Zürich, 2011, Seite 430
Gesunde Sinne, gesunde Sinnlichkeit ist die Voraussetzung echter wissenschaftlicher und auch parawissenschaftlicher Denk- und Erkenntnisfähigkeit. Jeder der sich mit verschieden esoterischen und philosophischen Strömungen beschäftigt hat, wird vermutlich früher oder später zur gleichen Anschauung gelangen.
Interessant sind hierzu auch die Schriften (vor allem das Frühwerk) von Wilhelm Reich, er formuliert es ähnlich, wenn auch umständlicher und weit schweifender.

Hermes der Gott der Hirten und der Intelligenz. Statue aus Goethes Stadthaus.
Die Fähigkeit zur Naturbeobachtung, die Freude am Studium des Lebendigen, weckt die Intelligenz. Das wussten bereits die alten Griechen. Deshalb ist der Naturbursche Hermes zugleich der Gott der geheimsten Wissenschaften (Alchemie, Hermes Trismegistos).

Wie heißt es so schön bei Goethe: „zum Sehen geboren zum Schauen bestellt...“
Der Kern der Wahrheitserkenntnis ist die Fähigkeit die Natur zu beobachten.
Ansonsten besteht die Gefahr sich in Fantastereien zu verirren wie es Jeffrey M. Masson in: Der Gurus meines Vaters, sehr schön dargestellt hat.
Allerdings gibt es weit schlimmere Fälle als Paul Brunton.
Literatur hierzu:
Geoffrey Falk: Gurus,zwischen Sex, Gewalt und Erleuchtung.
Kramer, Joel , Alstad, Diana: Die Guru Papers, Masken der Macht, 1995
Es ist sicherlich kein Zufall dass das naturwissenschaftliche Denken erst mit der Herausbildung Protestantismus richtig erfolgreich wird. Die Ablehnung der Askese, die Rückkehr zur Natur bringt eine neue gesunde Geistigkeit, die die Jahrhunderte zuvor sträflich vermissen ließen. Von anderen Kulturkreisen ganz zu schweigen.
Menschen die meinen allein durch Visionen und Kundgaben einer höheren Welt, ein tieferes und besseres Wissen zu erreichen, verwandeln die Gesellschaft meist in einen Hort der Barbarei.
Die Geschichte lehrt es.