Unten ein Text Carl Huters über die Voraussetzungen echten wissenschaftlichen Arbeitens und Erkennens und psychischer Gesundheit. Der Text ist so aktuell wie eh und je.
„Der Weg der Wahrheitserkenntnis ist vorgezeichnet, er setzt Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Sinne und des Zentralnervensystems sowie ein anschauliche Naturlehre sowie eigene sinnliche Naturerfahrung voraus.Wo dieses gerade systematisch abgestumpft wird, etwas wie es mittelalterliche Asketen übten, da entwickeln sich die realitätsfremdesten, naturwidrigsten, verrücktesten Ideen, woraus sich unglückliche gesundheitliche und soziale Verhältnisse ergeben. Werden derartig naturfern produzierte Ideen zu Dogmen erhoben, die wiederum geglaubt werden müssen, die als die Wahrheit diktiert werden, so sind das andauernde Suggestionen, die den gesunden Fortschritt in der Wahrheitserkenntnis hindern.Solche Fehlleistungen und Abstumpfungen der gesunden Sinnlichkeit werden in Erziehung und Schule bis auf den heutigen Tag massenhaft praktiziert. Weltfremde Suggestionen, herrschende jedoch irrige Lehrmeinungen und ideologische Naturwidrigkeiten entfernen bereits die Kinder und Jugendlichen von natürlichen Wahrnehmen, eigenem Fühlen und Empfinden und eigenem Denken.Hieraus erklärt sich das scheinbare psychologische Rätsel, dass die frömmsten, am meisten an die Religion gebundenen Menschen oft die grausamsten sind oder dass von scheinbaren, also nicht wirklichen „wissenschaftlichen Ideen“, die sie als Erkenntnis sich einsuggeriert haben, gefangen genommene Menschen gegenüber wirklicher Wahrheitserkenntnis scharf intolerant, eventuell auch ähnlich grausam sind.Die Geschichte der Wissenschaft ist angereichert von Menschen, die mit ihren eigenen Wahrnehmen und Denken zu neuen Erkenntnissen gelangten, jedoch gerade deswegen einen Märtyerweg gehen mussten, weil sie sich den jeweils herrschenden Meinungen nicht beugten.Hieraus erklärt sich auch, das viele scheinbar gebildete Menschen total verzogen und verbildet sind, so dass sie, sind sie einflussreich geworden, keine Vorbildfunktion wahrnehmen, sondern mit allen Narrheiten und Dummheiten protzen,. Das Volk äfft dann die toanangebenden Verbildeten nach. Wenn diese erkennen, dass sich im Volk ihre eigene Verbildung spiegelt, ist es meist schon zu spät.Der Mangel an gesunder Sinnlichkeit und natürlicher Weltanschauung in Verbindung mit einem Überfluss an naturwidrigen, erzwungenen Suggestionen zeitigt die unbefriedigendsten und unglücklichsten Zustände. Es ist die Ursache, weshalb die Menschen bisher das goldene Zeitalter vergeblich suchten.“
Fritz Aerni: Carl Huter, Leben und Werk, Zürich, 2011, Seite 430
Gesunde Sinne, gesunde Sinnlichkeit ist die Voraussetzung echter wissenschaftlicher und auch parawissenschaftlicher Denk- und Erkenntnisfähigkeit. Jeder der sich mit verschieden esoterischen und philosophischen Strömungen beschäftigt hat, wird vermutlich früher oder später zur gleichen Anschauung gelangen.
Interessant sind hierzu auch die Schriften (vor allem das Frühwerk) von Wilhelm Reich, er formuliert es ähnlich, wenn auch umständlicher und weit schweifender.
Wie heißt es so schön bei Goethe: „zum Sehen geboren zum Schauen bestellt...“
Der Kern der Wahrheitserkenntnis ist die Fähigkeit die Natur zu beobachten.
Ansonsten besteht die Gefahr sich in Fantastereien zu verirren wie es Jeffrey M. Masson in: Der Gurus meines Vaters, sehr schön dargestellt hat.
Allerdings gibt es weit schlimmere Fälle als Paul Brunton.
Literatur hierzu:
Geoffrey Falk: Gurus,zwischen Sex, Gewalt und Erleuchtung.
Kramer, Joel , Alstad, Diana: Die Guru Papers, Masken der Macht, 1995
Es ist sicherlich kein Zufall dass das naturwissenschaftliche Denken erst mit der Herausbildung Protestantismus richtig erfolgreich wird. Die Ablehnung der Askese, die Rückkehr zur Natur bringt eine neue gesunde Geistigkeit, die die Jahrhunderte zuvor sträflich vermissen ließen. Von anderen Kulturkreisen ganz zu schweigen.
Menschen die meinen allein durch Visionen und Kundgaben einer höheren Welt, ein tieferes und besseres Wissen zu erreichen, verwandeln die Gesellschaft meist in einen Hort der Barbarei.
Die Geschichte lehrt es.
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