Goethe hat sich für einen der wenigen, echten Christen gehalten. Er lehnt die protestantische Rechtfertigungslehre allein durch den Glauben ab, ebenso den scheinheiligen Katholizismus.
Alles, außer ein Christentum der Tat, ist für ihn ein Scheinglaube. In der Nachfolge Swedenborgs ist allein die Nutzwirkung, das aktive Tun des Guten, als heilsfördernd zu betrachten.
Nur durch die gute, edle Tat wird man zu einem guten, edlen und idealen Menschen.
Den Wiederauferstehungsglauben lehnt Goethe ebenso ab, wie die Jungfrauengeburt und manchen andere Dogmen.
Carl Huter dachte ähnlich. Jesus Christus ist einmalig, nicht weil er von den Toten auferstanden wäre etc., sondern weil er als erster vorbehaltlos einen Gott der Liebe predigte.
Die Schulung der Empfindungsfähigkeit ist also für ihn die Haupttriebfeder der geistigen Entwicklung.
Huter vergisst dabei nicht das negative am Christentum unbeschönigt darzustellen.
Die Morallehre Jesu geht teilweise ins Überzogene, ins Krankhafte, zum Beispiel wenn er verlangt dass man seine Feinde lieben solle, auch noch „die linke Wange hinhalten solle“.
Ein nach diesen Normen gelebtes Christentum wäre nie lebensfähig gewesen.
Auch weicht Jesus selber öfter von seiner Lehre der Liebe in unerfreulicher Weise ab, zum Beispiel wenn er andere als „Ottern und Natterngezücht“ beschimpft.
Das Christentum hat für Huter und Goethe Humanität und Menschlichkeit gefördert.
Auf ihre positiven Aspekte sollte man sich besinnen und den Unsinn vermeiden.
Gewissen ist etwas Gewordenes und keine Selbstverständlichkeit, nur die Pflege der Liebesfähigkeit entwickelt das Gewissen. Alle Religionen und Weltanschauungen sollten wir daher am Maßstab der tätigen Nächstenliebe und der sozialen Fähigkeiten messen. Wie gehen Männer mit Frauen um? Wie weit reicht unsere Fähigkeit zur Tierliebe, zur Achtung vor allem Leben?
Siehe hierzu auch:
Buggel, Franz, Denn sie wissen nicht was sie glauben. Oder Warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann, Hamburg1997.
Wobei hierzu natürlich anzumerken ist dass meiner Meinung nach das Christentum allen anderen Religionen was Güte und Menschlichkeit betrifft weit überlegen ist. Und wer keine Religion mehr hat verfällt leicht den Dämonen. Unglaube hinterlässt ein Vakuum das allzu gerne von negativen Energien gefüllt wird. Die Entwicklung der westlichen Welt, spätestens nach dem 2. Weltkrieg, in ihrer Dekadenz und ihrem weitestgehenden Werteverlust ist dafür ein einprägsames Beispiel. Nietzsche hat in seinen lichten Augenblicken versucht davor zu warnen. Siehe dazu: Rohrmoser, Günther, Nietzsche als Diagnostiker der Gegenwart, München 2000
Jesus Christus wie er in der Realität ausgesehen haben soll |
Nun die physiognomische Beurteilung von Jesus durch Carl Huter:
„Jesus wie er in Wirklichkeit ausgesehen haben soll.
Dieses Bild ist in Stein geschnitzt aufgefunden worden und alles spricht dafür, daß es ein echtes Porträt von dem Verkünder der Religion der Liebe ist.
Das Schönste an dem Bild ist das wunderbar wohlgerundete Oberhaupt, hier liegt die Hauptkraft. Jesus war ein Gottmensch, der sich am unmittelbarsten an die Gottheit anschloss durch die Auffassung, daß Gott unser Vater sei.
Betrachten wir weiter, wie die höchste Kindlichkeit und Naivität aus seiner verhältnismäßig weniger kraftvollen, aber doch klassischen Stirn mit einer feinen, empfindenden, klassischen Nase und dem ebenso naiven Auge und Mund spricht, so lernen wir begreifen, dass Jesus durch seine eigene innere und äußeres Veranlagung gar nicht anders konnte, als zu der Anschauung gelangen, daß er und alles Menschen Gotteskinder seien.
Das gewaltige, große, sprechende, schöne Auge, diese unmittelbare Seelenreinheit und Gottesergebenheit, diese Nüchternheit und Entsagung, die aus der Mundpartie spricht, ist etwas Heiliges, etwas so seltenes Weltfremdes, daß Jesus als außergewöhnlicher Mensch angesehen werden musste, der von den meisten verkannt und unverstanden blieb, der aber der Welt ein Licht angezündet hat, das unvergänglich ist.
Jesus war der bedeutendste Geistesmensch, den die Welt gesehen hat, nicht in der Erkenntnis der Natur, sondern in der Erkenntnis des göttlichen Geistes und der Tugenden, die die Menschen edel und glücklich machen und sie zu würdigen Gotteskindern emporbilden.
In aller Weisheit der Welt bildet die Jesus-Lehre den lichtesten Punkt; sie ist die glücklichste Lebenslösung, und auf dieser Lehre in Verbindung mit der Naturwissenschaft baue ich die Kallisophie, die harmonische Fortentwicklung von Religion und Wissenschaft auf."
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