Nach der Schilderung des Harmonischen Naturells nun der Text zum Disharmonischen Naturell aus
Huter, Carl, Menschenkenntnis, Kalos Verlag 1992.
„Nicht weit von diesem weisen Bartels wohnte ein großer Ökonom. Dieser Mann hatte ein breites Gesicht, dicke aufgeworfene Lippen, einen kurzen gedrungenen Hals, einen mittelgroßen gedrungenen Körperbau, auch große Augen. Sein Blick war abstoßend,unharmonisch im Ausdruck; Stirn und Schädel waren nach den Ohren hin zu breit und nach oben hin zu niedrig. Dieser Mann war jähzornig und gewalttätig; er aß und trank reichlich; nie war rechte Harmonie auf dem Hofe; fast kein Tag verging, ohne das man nicht Streit und Schelterei von dorther hörte. Der Mann war in seinem ganzen Wesen das Gegenteil von den vorher geschilderten Weisen. Jener war sozusagen das weiche B, dieser das harte P. Er war eine disharmonische Natur in sich, und trotz seiner Frau, die in der harmonischen Natur lag, blieb sein Charakter unverändert. Doch leitete seine gute Frau im stillen alles zum besten, was der Herr und Besitzer an Plänkerei und Zerrissenheit stiftete.
Skizze des Disharmonischen Naturells nach Carl Huter
Die Tat- Energie und auch der Egoismus dieses disharmonischen Menschen waren weit stärker als bei den weisen harmonischen Naturen. Darum war dieser disharmonische Mensch auch der Gemeindevorsteher, und er blieb es auch. Sein Egoismus duldete nicht, dass ein anderer Bauer sein Vorgesetzter wurde. Seine Tatkraft gab ihm den Trieb, neben reichlicher landwirtschaftlicher Tätigkeit noch den Gemeindevorstandspflichten einigermassen nachzukommen.Durch seinen persönlichen Einfluss mochte ihn niemand gern, alle aber hatten eine gewisse Furcht vor ihm. Niemand im Dorfe wagte, einen anderen, etwa den weisen Bartels, zum Ortsvorsteher vorzuschlagen, obwohl es oft laut und heimlich gewünscht wurde. Alle Menschen die ein Wesen hatten wie dieser Disharmonische, hatten auch ähnliche Augen, Hälse , Gesichter, Körper, Nasen, Mäuler, Köpfe und Ohren. Sah ich solche Menschen, so erriet ich auch schon das Wesen aus seiner Gestalt.Ich dachte damals schon viel darüber nach, weshalb die Weisen beiseite stehen und die Disharmonischen sie nie zur Geltung kommen ließen und dachte oft, dass die Harmonischen doch zu Gemeindevorstehern besser passen würden als die Disharmonischen.Als später in einem Nachbardorfe ein harmonischer Mensch zum Ortsvorsteher gewählt wurde, kehrte in diesem Ort Friede und Eintracht ein, wo vorhin Zerrissenheit geherrscht hatte, und in meinem Heimatdorfe war nie so recht Einklang und Harmonie unter die Leute zu bringen, solange der disharmonische Bauer das Dorf beherrschte.
Allgemeines gegenseitiges Misstrauen griff Platz und vertrieb das frühere gute Vertrauen, das unter dem Vorgänger, einer harmonischen Natur, gewaltet hatte. Es war, als wenn magische Kräfte von dem harmonischen und von den disharmonischen Naturen ausgingen, denn immer und immer erlebte ich diese verschiedenen Einflüsse bei diesen verschiedenen Naturen.“
Goethe lag im harmonischen Naturell, ebenso der Herzog von Weimar Carl August, dies ist mit ein Grund für die Entstehung der deutschen Klassik.
Einer meiner ersten Chefs war disharmonisch, er sah genauso aus wie die Skizze aus dem Buch von Carl Huter, führte sich auch so auf wie von Huter geschildert, und hieß auch noch treffend Teufel.
Ein späterer Chef von mir lag ebenfalls im disharmonischen Naturell, er kämpfte aber gegen seine Veranlagung an. Dass ein Disharmoniker gegen seine Veranlagung kämpft ist eher selten und das macht ihn mir sehr sympathisch. Insgesamt beherrschen aber meiner Meinung nach viel zu viele disharmonische Naturelle Politik und Medien. Dies ist ein großes Problem.
Gesichter im Harmonischen Naturell liegen im Goldenen Schnitt |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen