Sonntag, 29. März 2015

Johann Wolfgang von Goethe, Carl Huter und ihre Sicht auf Jesus Christus.


Goethe hat sich für einen der wenigen, echten Christen gehalten. Er lehnt die protestantische Rechtfertigungslehre allein durch den Glauben ab, ebenso den scheinheiligen Katholizismus.
Alles, außer ein Christentum der Tat, ist für ihn ein Scheinglaube. In der Nachfolge Swedenborgs ist allein die Nutzwirkung, das aktive Tun des Guten, als heilsfördernd zu betrachten.
Nur durch die gute, edle Tat wird man zu einem guten, edlen und idealen Menschen.
Den Wiederauferstehungsglauben lehnt Goethe ebenso ab, wie die Jungfrauengeburt und manchen andere Dogmen.
Carl Huter dachte ähnlich. Jesus Christus ist einmalig, nicht weil er von den Toten auferstanden wäre etc., sondern weil er als erster vorbehaltlos einen Gott der Liebe predigte.
Die Schulung der Empfindungsfähigkeit ist also für ihn die Haupttriebfeder der geistigen Entwicklung.
Huter vergisst dabei nicht das negative am Christentum unbeschönigt darzustellen.
Die Morallehre Jesu geht teilweise ins Überzogene, ins Krankhafte, zum Beispiel wenn er verlangt dass man seine Feinde lieben solle, auch noch „die linke Wange hinhalten solle“.
Ein nach diesen Normen gelebtes Christentum wäre nie lebensfähig gewesen.
Auch weicht Jesus selber öfter von seiner Lehre der Liebe in unerfreulicher Weise ab, zum Beispiel wenn er andere als „Ottern und Natterngezücht“ beschimpft.
Das Christentum hat für Huter und Goethe Humanität und Menschlichkeit gefördert.
Auf ihre positiven Aspekte sollte man sich besinnen und den Unsinn vermeiden.
Gewissen ist etwas Gewordenes und keine Selbstverständlichkeit, nur die Pflege der Liebesfähigkeit entwickelt das Gewissen. Alle Religionen und Weltanschauungen sollten wir daher am Maßstab der tätigen Nächstenliebe und der sozialen Fähigkeiten messen. Wie gehen Männer mit Frauen um? Wie weit reicht unsere Fähigkeit zur Tierliebe, zur Achtung vor allem Leben?
Siehe hierzu auch:
Buggel, Franz, Denn sie wissen nicht was sie glauben. Oder Warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann, Hamburg1997.
Wobei hierzu natürlich anzumerken ist dass meiner Meinung nach das Christentum allen anderen Religionen was Güte und Menschlichkeit betrifft weit überlegen ist. Und wer keine Religion mehr hat verfällt leicht den Dämonen. Unglaube hinterlässt ein Vakuum das allzu gerne von negativen Energien gefüllt wird. Die Entwicklung der westlichen Welt, spätestens nach dem 2. Weltkrieg, in ihrer Dekadenz und ihrem weitestgehenden Werteverlust ist dafür ein einprägsames Beispiel. Nietzsche hat in seinen lichten Augenblicken versucht davor zu warnen. Siehe dazu: Rohrmoser, Günther, Nietzsche als Diagnostiker der Gegenwart, München 2000
Jesus Christus wie er in der Realität ausgesehen haben soll

Nun die physiognomische Beurteilung von Jesus durch Carl Huter:
„Jesus wie er in Wirklichkeit ausgesehen haben soll.
Dieses Bild ist in Stein geschnitzt aufgefunden worden und alles spricht dafür, daß es ein echtes Porträt von dem Verkünder der Religion der Liebe ist.
Das Schönste an dem Bild ist das wunderbar wohlgerundete Oberhaupt, hier liegt die Hauptkraft. Jesus war ein Gottmensch, der sich am unmittelbarsten an die Gottheit anschloss durch die Auffassung, daß Gott unser Vater sei.
Betrachten wir weiter, wie die höchste Kindlichkeit und Naivität aus seiner verhältnismäßig weniger kraftvollen, aber doch klassischen Stirn mit einer feinen, empfindenden, klassischen Nase und dem ebenso naiven Auge und Mund spricht, so lernen wir begreifen, dass Jesus durch seine eigene innere und äußeres Veranlagung gar nicht anders konnte, als zu der Anschauung gelangen, daß er und alles Menschen Gotteskinder seien.
Das gewaltige, große, sprechende, schöne Auge, diese unmittelbare Seelenreinheit und Gottesergebenheit, diese Nüchternheit und Entsagung, die aus der Mundpartie spricht, ist etwas Heiliges, etwas so seltenes Weltfremdes, daß Jesus als außergewöhnlicher Mensch angesehen werden musste, der von den meisten verkannt und unverstanden blieb, der aber der Welt ein Licht angezündet hat, das unvergänglich ist.
Jesus war der bedeutendste Geistesmensch, den die Welt gesehen hat, nicht in der Erkenntnis der Natur, sondern in der Erkenntnis des göttlichen Geistes und der Tugenden, die die Menschen edel und glücklich machen und sie zu würdigen Gotteskindern emporbilden.
In aller Weisheit der Welt bildet die Jesus-Lehre den lichtesten Punkt; sie ist die glücklichste Lebenslösung, und auf dieser Lehre in Verbindung mit der Naturwissenschaft baue ich die Kallisophie, die harmonische Fortentwicklung von Religion und Wissenschaft auf."

Montag, 23. März 2015

Religion und Gebet bei Goethe, Carl Huter und Swedenborg.


Betender Jüngling aus Goethes Stadthaus
Viele Menschen haben den Glauben an eine geistige Welt verloren. Das liegt unter anderem an den vertreten der Religionen, den Pfaffen, Priestern und Gurus aller Arten und Sparten von Religionen, Sekten und Weltanschauungen.
Jeffrey M. Masson, dessen recht empfehlenswertes, kritisches Buch über die Psychotherapie gerade lese hat auch einiges über seine Erfahrungen mit Gurus geschrieben. Er fand keine echten Gurus. In seiner Kindheit wurde er unter anderem mit dem Guru seines Vaters- natürlich ein Schwindler -Paul Brunton konfrontiert.. usw. Insgesamt sind die Werke von Masson sehr lesenswert.
Ebenfalls lesenswert was die fragwürdigen Einflüsse gewisser Medien und von Jenseitskundgaben betrifft sind:
Carl Wickland: Dreißig Jahre unter Toten, und
Joe Fisher: The Siren Call of Hungry Ghosts.
Huter schreibt dass seiner Meinung nach das bisherige Gottesbild Menschenwerk und Wahngebilde beschränkter Denkkräfte ist.
(siehe: Carl Huter: Individuum und Universum,Verlag für Carl Huters Werke, Schwaig bei Nürnberg, 1962, Seite 90)
Mit solchen Gedanken macht man sich natürlich bei Gläubigen wenig beliebt.
Auf die Sicht Carl Huters auf Jesus komme ich bei Gelegenheit zu sprechen.
Vorerst empfehle ich das Buch von Robert James Lees: Reise in die Unsterblichkeit.
Seine Biographie ist recht interessant, ich halte ihn für einen aufrichtigen Jenseitsforscher. Man sieht es auch seinem Foto an dass er -physiognomisch betrachtet- kein Schwindler oder Geisteskranker ist. Meine ich.
Zumindest ist seine Ethik frei von religiösen und moralischen Absurditäten und daher lebensförderlich.
Weiter empfehlenswert sind die Werke von Swedenborg. Allen voran: Himmel und Hölle.
Man mag über Swedenborg denken was man will, seine Ethik ist besser als das was die Kirchen lehren. Swedenborg hat deshalb auch Goethe nachhaltig beeinflusst.
Siehe dazu Gerhard Gollwitzer: Die Geisterwelt ist nicht verschlossen. Swedenborgs Schau in Goethes Faust.
(Werke von Swedenborg gibt es unter:http://www.swedenborg.ch/)
Was den Unterschied eines Christentums im Sinne Swedenborgs und Goethes zum landläufigen Christentum ausmacht hoffe ich an anderer Stelle erläutern zu können.

Es gibt ein sog. Jenseits und wir können es auch wissenschaftlich erforschen. Carl Huter hat dazu Hinweise in seiner Biographie gegeben.
Nicht zuletzt Carl Huters Naturell Lehre belegt meiner Meinung nach eindeutig die Vorherrschaft eines geistigen Prinzips in der Materie.
Als Einführung in Carl Huters naturwissenschaftliches Denken empfehle ich: Die Naturell Lehre, in der erweiterten Ausgabe von Walter Alispach. Siehe:
http://www.svmk.ch/unter Bücher. Das Buch kostet zur Zeit 10,50 Euro.

Abschließend noch ein paar Zitate von Carl Huter zum Thema Religion, Gebet und Unsterblichkeit der Seele.

„Wenn eine alte Religionsform für den aufgeklärten, wissenschaftlichen Menschen nicht mehr befriedigend wirkt, so schaffe er sich eine bessere persönliche Religion oder schließe sich einer neuen, befriedigenden Religionsgemeinschaft an. Unter Religion verstehe ich den freien, selbst gewonnenen inneren Glauben an das höchste Ideal, denn Theologie, Kirche, und Religion sind drei verschiedene Begriffe.“
Carl Huter, Das Empfindungsvermögen der Materie, Zürich, 2003,Seite 30

„Pflege mit den Deinen das Gebet. Zieh dich in die Stille zurück, wo du kannst, wenn du beten willst. Bete nicht zu den alten Götzen und Göttern, bete zu den neuen, wahren Gottwesen, zu den Engeln, zu deinen Führ- und Schutzgeistern. Bete für deine Gattin (deinen Gatten), für deine Kinder, für die, die deiner Liebe und Fürsorge würdig sind.
Das Gebet ist liebende Gedankenkraft. Es hat Wirkung auf dich selbst, denn du stärkst damit deine Lebensenergie, das Gebet bildet die Helioda (Empfindungsenergie) aus. Du beseelst damit die dich umgebende Materie. Denn was du in Liebe darauf ausstrahlst, strahlt sie dankbar dir zurück.“
Du beglückst und stärkst mit dem Gebet deine Lieben, die dich umgeben und auch die Abgeschiedenen, und erfreust damit die gute Geisterwelt, die Heiligen, die Engel und die Gottwesen im Jenseits.
Fürchte den Tod nicht, denn du lebst weiter. Der Tod ist nur ein Scheiden aus dieser körperlichen Hülle und von dieser irdischen Welt. Hast du gerecht und heilig gelebt, hast du viel Gutes getan, so kannst du dem Tode ins Angesicht schauen. Die Vorsehung lässt nichts von dir umkommen oder untergehen. Deine guten Gedanken und Werke wirken weiter, deine reine Gesinnung nimmst du mit, und sie führt die in die Kreise des Jenseits, die sich deiner Liebe annehmen werden. Darum fürchte Hölle, Tod und Teufel nicht. Die gütige Natur und die Empfindungsätherenergie tragen dich, wo du auch seiest im Leben und im Tode, im Diesseits und im Jenseits dahin, wo du hinwünschest und so, wie du es dir durch dein Streben und Tun verdient hast, und da wird ein jeder nach seiner Gabe und nach seinem Verdienst gerecht geführt.“
Carl Huter: Die neue Weltanschauung und die Goldenen Lebensregeln, 1962,Seite 46 und 47

Sonntag, 22. März 2015

„Zum Sehen geboren zum Schauen bestellt“. Wahrheitsfindung und Sinnlichkeit nach Carl Huter.


Unten ein Text Carl Huters über die Voraussetzungen echten wissenschaftlichen Arbeitens und Erkennens und psychischer Gesundheit. Der Text ist so aktuell wie eh und je.

„Der Weg der Wahrheitserkenntnis ist vorgezeichnet, er setzt Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Sinne und des Zentralnervensystems sowie ein anschauliche Naturlehre sowie eigene sinnliche Naturerfahrung voraus.
Wo dieses gerade systematisch abgestumpft wird, etwas wie es mittelalterliche Asketen übten, da entwickeln sich die realitätsfremdesten, naturwidrigsten, verrücktesten Ideen, woraus sich unglückliche gesundheitliche und soziale Verhältnisse ergeben. Werden derartig naturfern produzierte Ideen zu Dogmen erhoben, die wiederum geglaubt werden müssen, die als die Wahrheit diktiert werden, so sind das andauernde Suggestionen, die den gesunden Fortschritt in der Wahrheitserkenntnis hindern.
Solche Fehlleistungen und Abstumpfungen der gesunden Sinnlichkeit werden in Erziehung und Schule bis auf den heutigen Tag massenhaft praktiziert. Weltfremde Suggestionen, herrschende jedoch irrige Lehrmeinungen und ideologische Naturwidrigkeiten entfernen bereits die Kinder und Jugendlichen von natürlichen Wahrnehmen, eigenem Fühlen und Empfinden und eigenem Denken.
Hieraus erklärt sich das scheinbare psychologische Rätsel, dass die frömmsten, am meisten an die Religion gebundenen Menschen oft die grausamsten sind oder dass von scheinbaren, also nicht wirklichen „wissenschaftlichen Ideen“, die sie als Erkenntnis sich einsuggeriert haben, gefangen genommene Menschen gegenüber wirklicher Wahrheitserkenntnis scharf intolerant, eventuell auch ähnlich grausam sind.
Die Geschichte der Wissenschaft ist angereichert von Menschen, die mit ihren eigenen Wahrnehmen und Denken zu neuen Erkenntnissen gelangten, jedoch gerade deswegen einen Märtyerweg gehen mussten, weil sie sich den jeweils herrschenden Meinungen nicht beugten.
Hieraus erklärt sich auch, das viele scheinbar gebildete Menschen total verzogen und verbildet sind, so dass sie, sind sie einflussreich geworden, keine Vorbildfunktion wahrnehmen, sondern mit allen Narrheiten und Dummheiten protzen,. Das Volk äfft dann die toanangebenden Verbildeten nach. Wenn diese erkennen, dass sich im Volk ihre eigene Verbildung spiegelt, ist es meist schon zu spät.
Der Mangel an gesunder Sinnlichkeit und natürlicher Weltanschauung in Verbindung mit einem Überfluss an naturwidrigen, erzwungenen Suggestionen zeitigt die unbefriedigendsten und unglücklichsten Zustände. Es ist die Ursache, weshalb die Menschen bisher das goldene Zeitalter vergeblich suchten.“
Fritz Aerni: Carl Huter, Leben und Werk, Zürich, 2011, Seite 430
Gesunde Sinne, gesunde Sinnlichkeit ist die Voraussetzung echter wissenschaftlicher und auch parawissenschaftlicher Denk- und Erkenntnisfähigkeit. Jeder der sich mit verschieden esoterischen und philosophischen Strömungen beschäftigt hat, wird vermutlich früher oder später zur gleichen Anschauung gelangen.
Interessant sind hierzu auch die Schriften (vor allem das Frühwerk) von Wilhelm Reich, er formuliert es ähnlich, wenn auch umständlicher und weit schweifender.

Hermes der Gott der Hirten und der Intelligenz. Statue aus Goethes Stadthaus.
Die Fähigkeit zur Naturbeobachtung, die Freude am Studium des Lebendigen, weckt die Intelligenz. Das wussten bereits die alten Griechen. Deshalb ist der Naturbursche Hermes zugleich der Gott der geheimsten Wissenschaften (Alchemie, Hermes Trismegistos).

Wie heißt es so schön bei Goethe: „zum Sehen geboren zum Schauen bestellt...“
Der Kern der Wahrheitserkenntnis ist die Fähigkeit die Natur zu beobachten.
Ansonsten besteht die Gefahr sich in Fantastereien zu verirren wie es Jeffrey M. Masson in: Der Gurus meines Vaters, sehr schön dargestellt hat.
Allerdings gibt es weit schlimmere Fälle als Paul Brunton.
Literatur hierzu:
Geoffrey Falk: Gurus,zwischen Sex, Gewalt und Erleuchtung.
Kramer, Joel , Alstad, Diana: Die Guru Papers, Masken der Macht, 1995
Es ist sicherlich kein Zufall dass das naturwissenschaftliche Denken erst mit der Herausbildung Protestantismus richtig erfolgreich wird. Die Ablehnung der Askese, die Rückkehr zur Natur bringt eine neue gesunde Geistigkeit, die die Jahrhunderte zuvor sträflich vermissen ließen. Von anderen Kulturkreisen ganz zu schweigen.
Menschen die meinen allein durch Visionen und Kundgaben einer höheren Welt, ein tieferes und besseres Wissen zu erreichen, verwandeln die Gesellschaft meist in einen Hort der Barbarei.
Die Geschichte lehrt es.

Samstag, 21. März 2015

Carl Huter über die Physiognomie Goethes.


Goethe lag für Carl Huter im harmonischen und idealen Naturell.
„Goethe. Welche klassische Schönheit, welches herrliche Empfindungsleben spricht aus diesem Gesicht! Ein göttlicher Geist! Ein göttlicher Geist des vollen Lebensgenießens spricht aus Goethes Antlitz, er ist eine Vermittlernatur nicht nur zwischen Jesus und Darwin, sondern mehr als das, er ist ein Genie des Lebensgenusses und des Lebensglückes.
Jesus, Darwin, Goethe ein Dreigestirn. Wer diese drei gleich stark versteht und ihnen nachlebt, ist erst ein gesunder Mensch geworden. Die Kallisophie, die ich geschaffen, erstrebt diesen Dreiklang in der Persönlichkeitskultur.“
Quelle: Carl Huter, Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis, Carl Huter Verlag, Schwaig bei Nürnberg, 8. Auflage, 1981, Herausgeber Siegfried Kupfer, Seite 200.

Goethebüste
In jungen Jahren habe ich voller Begeisterung über die Forschungsergebnisse Charles Darwins gelesen.
Für mich gibt es keine bessere Einführung in das naturwissenschaftliche Denken als Werke von und über Charles Darwin. Wer die Fähigkeit zur „anschauenden Urteilskraft“ wie sie Goethe gefordert hat schulen will ist mit Darwin bestens bedient. Nicht nur seine Evolutionstheorie auch sein Erforschung der Regenwürmer zeigt wie wichtig es ist beobachten zu können.
Nach Darwin studierte ich in jungen Jahren dann Goethes Metamorphosenlehre, dadurch wurde mir klar dass es ein geistiges Prinzip gibt, dass sich in der Materie zeigt.
(einführende Lektüre u.a.: Eduard Spranger, Goethe, seine geistige Welt.)

Ein weiterer Text zu Goethe aus der Feder Carl Huters, diesmal aus dem: Führer durch das Carl Huter Museum Leipzig, 1910:
„Nr. 26. Eine kleine Büste von unserem großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe.
Goethe zeigt das klassische Naturell, das zwischen dem harmonischen und dem idealen Naturell liegt, er ist der Vollmensch im wahren Sinne des Wortes.
Seine Philosophie ist lebensfreudiger und bejahender, seine Sprache schöner als die des nüchternen Kant. Er ist der Philosoph, der Künstler und Lebensbejaher, der Philosoph der sich nicht in abstrakten Begriffen festlegt, wie es Kant tat, sondern der da sucht, die Welt der Wahrheit und des Seins zu ergründen, so wie er es im „ Faust“ zeigt, und der die Welt des wirklichen Lebens so nimmt, wie er es in „Hermann und Dorothea“ edel und schön, göttlich und heiter gegeben hat.
Sein Lebensmotte hieß: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“
Goethe war ein erstklassiger Höhenmensch. Er liebte Arbeit und Genuss, Liebe und Freude und lebte sich nach seiner geistigen und sinnlichen Veranlagung aus; er fand sich wohl dabei und schaffte die herrlichsten Werke.“
(zitiert nach: Carl Huter, Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis, Kalos-Verlag, Zürich 1990, Seite 167)

Montag, 9. März 2015

Johannes Kepler und das Geistige in der Natur


Johannes Kepler (1571-1630) hat in der Nachfolge des Pythagoras die Ansicht vertreten, dass die Weltharmonie existiert. Ich denke er hat damit recht.
In den folgenden Artikeln will ich nun darlegen wie die Weltharmonie auch für uns hier auf Erden zu verwirklichen ist. Grundlage dafür sind unter anderem das religiöse Weltbild Goethes und die naturwissenschaftlichen Forschungen Carl Huters, nicht vernachlässigt werden sollte dabei aber auch die Matriarchatsforschung und die Ergebnisse der Forschungen Wilhelm Reichs. (1)
Ich hoffe im Laufe der Zeit einige brauchbare und interessante Artikel zum Thema liefern zu können.

Fangen wir mit einem Zitat von Carl Huter aus dem Jahre 1908 an:
„Was Kepler und alle großen Naturforscher schon geahnt und ausgesprochen haben, daß dermaleinst die Zeit kommen würde, wo man aus der Natur das Geistige und Göttliche schauen lernen würde, das ist in dieser neuen Weltreligion Tatsache geworden. Hier ist erfüllt, was die Weisen wünschten und ahnten, die religiöse Weltweisheit oder die wissenschaftliche Religion, sie ist durch Carl Huters kallisophische Lehre gegeben.“ (2)
Unter Kallisophie versteht Huter die Lehre von der Schönheit, sie umfasst sowohl Naturwissenschaft als auch Religion.
„In den Formen lebt der Geist“. Dieses uralte Wissen, dass sich der Geist im Körper spiegelt, wurde von Goethe und seinem Freund Lavater durch das Studium der Schriften Swedenborgs wieder aufgegriffen, beide versuchten daraus eine Naturwissenschaft zu machen. Die Ergebnisse waren und sind zwar sehr interessant aber leider nicht vollauf befriedigend. Erst Huter gelang der Durchbruch. Meiner Meinung nach legt er klar und deutlich die Gesetze der Physiognomie dar.
Was schon die Griechen der Antike versuchten, über die Schönheit, speziell die ethische Schönheit das Göttliche zu erreichen, ist nun vorbehaltlos möglich und ergibt die Grundlage für eine neue und bessere Weltreligion. So die Hoffnung Huters. Diese Hoffnung will ich aufgreifen und versuchen wichtige Aspekte der Huterschen Religion und Wissenschaft (beides geht ja Hand in Hand) darzustellen.

Dazu ein paar Zitate aus Huters Gotteslehre:
„Liebe, Gerechtigkeit und Schönheit, sind die drei Kennzeichen einer wahren religiösen Bewegung, die im inneren Herzen wohnt und gleichsam so auch in äußerer Form auftritt. Manche Priester im Bunde der Mächtigen machten aus dem religiösen Bedürfnis der Menschen ein ergiebiges Ackerfeld zu allerlei eigennützigen Geschäften und waren Feinde aller wohlfährtigen und religiösen Fortschritte. Die wahre Religion fängt mit der Liebe und Zeugung an, strebt in der segensreichen Arbeit weiter und gipfelt in den Idealen der Schönheit. In dem religiösen Streben liegen daher die besten Heilmittel der Menschheit verborgen.
Wie es ohne Religion keine höhere Kunst geben kann, so gibt es ohne Religion auch keine höhere Wissenschaft, darum ohne sie auch keine volle Menschenkenntnis, keine vollendete Diagnose, keine harmonische Heilwissenschaft. Umgekehrt gibt es ohne Kunst und Wissenschaft niemals eine wahre Religion. Kunst, Wissenschaft, Religion müssen wechselwirkend einander ergänzen. Religion ist, kurz gesagt, Streben nach Glück und Vollkommenheit, nicht gegen, sondern für das Gesamtinteresse der ganzen Menschheitsfamilie. Zersplitternde Theologie und veralteter Kirchenglaube sind oftmals etwas anderes.
Ohne dauernde menschenwürdige Lebensbedingungen und ohne Kenntnis des Zweckes, warum, woher und wohin der Mensch kommt und geht, gibt es auch kein ideales Recht und keine idealen staatlichen und internationalen Fortschritte.“ (3)

Eine der wichtigsten Forderungen in diesem Gesamtkontext ist die nach der Einheit von Religion und Wissenschaft. Dies deshalb weil sämtliche bestehenden Religionen sich für den forschenden Geist als unwahr erwiesen haben. Nicht die Wissenschaft darf sich der Religion unterwerfen, die Religion muss sich für wissenschaftliche Erkenntnisse öffnen: der Glaube darf sich dem prüfenden Geist nicht entziehen und wird dadurch glaubhaft. Wer ernsthaft nach Wahrheit strebt wird meiner Meinung nach früher oder später zu dieser Erkenntnis kommen. Carl Huter ist es übrigens genauso ergangen und er schildert seinen Weg auch in seiner Biographie: „Die innere Erschließung einer höheren, geistigen Welt“ ausführlich.

Zum Problem der bestehenden, etablierten und offiziellen Religionen siehe unter anderem:
Gerhard Streminger: Gottes Güte und die Übel der Welt, Das Theodizeeproblem, Tübingen, Mohr 1992.
Zur Weltharmonie: Hartmut Warm: Die Signatur der Sphären,Von der Ordnung im Sonnensystem, Keplerstern Verlag, Hamburg, 2011

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1) Wobei Wilhelm Reich sicherlich mit Vorsicht zu betrachten ist, aufgrund seiner marxistischen Anfänge, können Missverständnisse auftreten.
2) Carl Huter:Die neue Weltanschauung und die goldenen Lebensregeln,Verlag für Carl Huters Werke, Schwaig bei Nürnberg, 3.Auflage 1962, Seite 38
3) Carl Huter: Die neue Weltanschauung und die goldenen Lebensregeln,Verlag für Carl Huters Werke, Schwaig bei Nürnberg, 3.Auflage 1962, Seite 20