Sonntag, 17. Mai 2015

Carl Huters Entdeckung des Disharmonischen Naturells.



Nach der Schilderung des Harmonischen Naturells nun der Text zum Disharmonischen Naturell aus
Huter, Carl, Menschenkenntnis, Kalos Verlag 1992.
„Nicht weit von diesem weisen Bartels wohnte ein großer Ökonom. Dieser Mann hatte ein breites Gesicht, dicke aufgeworfene Lippen, einen kurzen gedrungenen Hals, einen mittelgroßen gedrungenen Körperbau, auch große Augen. Sein Blick war abstoßend,
Skizze des Disharmonischen Naturells nach Carl Huter
unharmonisch im Ausdruck; Stirn und Schädel waren nach den Ohren hin zu breit und nach oben hin zu niedrig. Dieser Mann war jähzornig und gewalttätig; er aß und trank reichlich; nie war rechte Harmonie auf dem Hofe; fast kein Tag verging, ohne das man nicht Streit und Schelterei von dorther hörte. Der Mann war in seinem ganzen Wesen das Gegenteil von den vorher geschilderten Weisen. Jener war sozusagen das weiche B, dieser das harte P. Er war eine disharmonische Natur in sich, und trotz seiner Frau, die in der harmonischen Natur lag, blieb sein Charakter unverändert. Doch leitete seine gute Frau im stillen alles zum besten, was der Herr und Besitzer an Plänkerei und Zerrissenheit stiftete.
Die Tat- Energie und auch der Egoismus dieses disharmonischen Menschen waren weit stärker als bei den weisen harmonischen Naturen. Darum war dieser disharmonische Mensch auch der Gemeindevorsteher, und er blieb es auch. Sein Egoismus duldete nicht, dass ein anderer Bauer sein Vorgesetzter wurde. Seine Tatkraft gab ihm den Trieb, neben reichlicher landwirtschaftlicher Tätigkeit noch den Gemeindevorstandspflichten einigermassen nachzukommen.
Durch seinen persönlichen Einfluss mochte ihn niemand gern, alle aber hatten eine gewisse Furcht vor ihm. Niemand im Dorfe wagte, einen anderen, etwa den weisen Bartels, zum Ortsvorsteher vorzuschlagen, obwohl es oft laut und heimlich gewünscht wurde. Alle Menschen die ein Wesen hatten wie dieser Disharmonische, hatten auch ähnliche Augen, Hälse , Gesichter, Körper, Nasen, Mäuler, Köpfe und Ohren. Sah ich solche Menschen, so erriet ich auch schon das Wesen aus seiner Gestalt.
Ich dachte damals schon viel darüber nach, weshalb die Weisen beiseite stehen und die Disharmonischen sie nie zur Geltung kommen ließen und dachte oft, dass die Harmonischen doch zu Gemeindevorstehern besser passen würden als die Disharmonischen.
Als später in einem Nachbardorfe ein harmonischer Mensch zum Ortsvorsteher gewählt wurde, kehrte in diesem Ort Friede und Eintracht ein, wo vorhin Zerrissenheit geherrscht hatte, und in meinem Heimatdorfe war nie so recht Einklang und Harmonie unter die Leute zu bringen, solange der disharmonische Bauer das Dorf beherrschte.
Allgemeines gegenseitiges Misstrauen griff Platz und vertrieb das frühere gute Vertrauen, das unter dem Vorgänger, einer harmonischen Natur, gewaltet hatte. Es war, als wenn magische Kräfte von dem harmonischen und von den disharmonischen Naturen ausgingen, denn immer und immer erlebte ich diese verschiedenen Einflüsse bei diesen verschiedenen Naturen.“

Goethe lag im harmonischen Naturell, ebenso der Herzog von Weimar Carl August, dies ist mit ein Grund für die Entstehung der deutschen Klassik.
Einer meiner ersten Chefs war disharmonisch, er sah genauso aus wie die Skizze aus dem Buch von Carl Huter, führte sich auch so auf wie von Huter geschildert, und hieß auch noch treffend Teufel.
Ein späterer Chef von mir lag ebenfalls im disharmonischen Naturell, er kämpfte aber gegen seine Veranlagung an. Dass ein Disharmoniker gegen seine Veranlagung kämpft ist eher selten und das macht ihn mir sehr sympathisch. Insgesamt beherrschen aber meiner Meinung nach viel zu viele disharmonische Naturelle Politik und Medien. Dies ist ein großes Problem.

Gesichter im Harmonischen Naturell liegen im Goldenen Schnitt

Samstag, 16. Mai 2015

Das Harmonische Naturell nach Carl Huter


Der Arzt und Physiognomiker Otto Julius Quehl hat Carl Huter als „ethischen Großhirnmenschen“ und „Geistmenschentypus“ bezeichnet.
In der Tat ist das Oberhaupt von Carl Huter und damit sein Großhirn ungewöhnlich ausgeprägt.
Und so erklärt sich seine enorme Intelligenz, die es ihm ermöglichte bereits während seiner Kindheit in Heine die Naturell- Typen zu entdecken.
Dies beschrieb er später so:
„In der Nähe des väterlichen Hauses meines Heimatdorfes wohnten verschiedene Nachbarn, einer davon, ein braver Landwirt, hieß allgemein im Dorfe der weise Bartels. Dieser Mann war in der Bibel und in der Geschichte gut beschlagen und ein wirklich weiser, vorausberechnender Mann, er war friedfertig, erteilte gerne jedermann guten Rat und war grundrechtschaffen. Alles war in seinem Kreise harmonisch und niemals hörte man Streit, Unregelmäßigkeiten oder Unangenehmes auf seinem Hofe. Dieser Mann fiel mir auf wegen seiner grossen, weitgewölbten Augen und hohen Stirne, schönen, langen, dabei vollen Kopf-, Gesichts- und Körperformen. Wo ich so ähnliche Menschen wiedersah, fand ich ähnliche Charakterzüge wieder. Dies führte mich zu der Überzeugung, dass solche Menschen Harmonie- Naturen seien, die, da sie die Harmonie in sich tragen, Harmonie um sich verbreiten. Besondere Tatmenschen waren aber solche Harmoniemenschen nicht, sie waren auch nicht sehr empfindlich und erregbar, sondern sie vermochten in allen Lagen eine gewisse Ruhe zu bewahren. Auch fehlte diesen Menschen die Neigung zu ausfallender Sinnenlust, zu Trunk, Spiel und übermässigem Essen. Es waren die geborenen Philosophen und Leiter von Betrieben in Haus, Hof, Werkstatt und Fabrik.“

das Harmonische Naturell nach Carl Huter
Carl Huter  1907

Freitag, 15. Mai 2015

Die Naturell- Lehre Carl Huters.



Die Naturell- Lehre Carl Huters ist seine hauptsächlichste und wichtigste Entdeckung.
Huter unterscheidet grob:
1. das Harmonische Naturell
2. das Disharmonische Naturell
3. das Bewegungsnaturell
4. das Ernährungsnaturell
5. das Empfindungsnaturell
weiter die Mischtypen:
6. Bewegung - Ernährung
7. Bewegung - Empfindung
8. Ernährung - Empfindung
9. das Ideale Naturell
10. das Verbrechernaturell


Skizze aus Carl Huter, Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis
 

Freitag, 1. Mai 2015

Zeus von Otricoli. Objekt der Anbetung bei Goethe.


Juno Ludovisi, Goethes "erste Liebschaft" in Rom, für  ihn "wie ein Gesang Homers", lag im Harmonischen Naturell Carl Huters


Die Statue des Zeus von Otricoli ist ein der bekanntesten und schönsten Gebilde der Antike.
Goethe hatte sich bei seinem Aufenthalt in Rom eine Kopie selbiger besorgt.
Aus Rom schreibt er im Dezember 1786: „Ich habe mich nicht enthalten können, den kolossalen Kopf des Jupiters anzuschaffen. Er steht meinem Bette gegenüber, wohl beleuchtet, damit ich sogleich meine Morgenandacht an ihn richten kann.“
Für ihn ist die Büste ein Objekt „ was die Tiefen der Natur näher aufschließt".

Für den Carl Huter Schüler Amandus Kupfer drücken sich im Bild der Statue des Zeus von Otricoli
die fünf klassischen Göttertugenden: Kraft, Macht, Weisheit, Gerechtigkeit und Treue aus
Die Büste zeigt einen Menschen im vollendeten Harmonischen Naturell.
„Damit war der damaligen Zeit ein, im Grunde zeitloses Vorbild an moralischer Größe und physischer und geistiger Stärke gegeben.“
Amandus Kupfer: Grundlagen der Menschenkenntnis, Die Formkraft der Psyche., Band 1, 1989, Arlesheim, Seite 248.
( inzwischen neu verlegt bei: http://verlag-weisses-licht.eu)

Ich denke einen nicht unerheblichen Anteil an der unvergleichlichen Erfolgsgeschichte des alten Griechenland hatte die Pflege der Physiognomie in dieser Kultur. Bildhauer waren geniale Physiognomen, die Bilder edler, tugendhafter Menschen wie eben den Zeus von Otricoli zur Darstellung brachten.
Winkelmann weist darauf hin, dass Bildhauer hochgeschätzt waren, so hoch geschätzt, dass gerne wichtige Ämter und Funktionen in der Verwaltung und Politik mit ihnen besetzt wurden.
Die natürliche physiognomische Begabung der Bildhauer wird wohl oftmals verhindert haben, dass sie sich mit weniger geeigneten Mitarbeitern und Helfern umgaben.
Sehen sie sich nur das Bild des bedeuteten abendländischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen ( 1770- 1844) an, er liegt nach Carl Huter im Harmonischen Naturell, mit Genialität, wäre also auch ein sehr guter Staatsmann gewesen.
Als Künstler hat er immerhin das Goldene Zeitalter Dänemarks mitbegründet. Eine Zeit der wir heute gerade auch in Dänemark nur noch nachtrauern können.